Erinnert sich noch jemand, als „Let Me In“ von den Beatsteaks bei der Veröffentlichung eingeschlagen hat wie eine Bombe? Als auf einmal eine rohe, in Szenekreisen etablierte Punkband mit unfassbarer Spielfreude einem immer wieder gleich klingenden Genre plötzlich so etwas wie Leben einhauchte? Bewusster dürfte den meisten noch im Kopf sein, was in der Zeit danach passierte, als die Band zu einer der größten Bands Deutschlands wurde. Gehen wir von diesem Status wieder zurück und rücken ein Beatsteaks-Album wie „Launched“ oder die Hardcore-Einflüsse des Debüts „48/49“ in den Fokus, kommen wir schließlich irgendwann bei den Punkrockern von SMILE AND BURN an. Neben ihrer Herkunft aus Berlin hat der seit 2009 bestehende Fünfer, ebenso wie die Beatsteaks zu ihren Anfangszeiten, ein starkes Gefühl für die Kombination von geradlinigen Punkrock-Stücken und leidenschaftlichen Melodien, und auf ihrem zweiten Album „We Didn’t Even Fight Yet“ sprüht der Spaß aus jedem Ton.
Während der Opener „Dark Days Bright Nights“ mit seinen Green-Day-Anleihen das zweite Album der Berliner noch etwas unausgegoren eröffnet, nimmt die Platte mit steigender Spielzeit stetig an Qualität zu. Bereits der zweite Track „You’re Tied For The Lead“ weiß mit seiner pop-punkigen Melodieführung einfach nur zu begeistern – auch der häufig doppelstimmige Gesang wirkt hier viel direkter, viel leidenschaftlicher als im ersten Song und geht einfach nur nach vorne. Die US-Punk-Einflüsse sind in jeder Sekunde erkennbar, werden durch poppige Elemente und Rock-’n‘-Roll-Anleihen allerdings stets weiter nach vorne gepusht. Das eindeutigste Merkmal, das sich auf „We Didn’t Even Fight Yet“ feststellen lässt, ist die Leidenschaft, die in jeder Sekunde hörbar ist, und die teilweise sehr durchschaubaren Songs zu einem einzigen großen Spaß macht.
Die Einflüsse der eingangs genannten Beatsteaks zeigen sich immer dann, wenn die straighten Punk-Kracher durch eine Mischung aus Indie- und Hardcore-Elementen angereichert werden, wie im beschwingten „Long Night’s Fiasco“ oder im überdrehten und permanent nach Luft schnappenden „Thank You Ben“ deutlich wird. Ein wenig zu offensichtlich kopiert die Band dieses Vorbild im ruhigen „Stadiums“.
Insgesamt wissen SMILE AND BURN durch einen eigenständigen Sound zu begeistern, der zwar immer wieder an große Vorbilder erinnert, dabei aber nicht von diesen dominiert wird. Die Produktion ist angenehm krachig, könnte insgesamt aber etwas fetter sein, um die tollen Songs besser zu transportieren. Dies gilt vor allem für den teilweise sehr dünnen Gesang. Insgesamt zeigt „We Didn’t Even Fight Yet“ auf, dass Punk am besten live funktioniert – der unwiderstehliche Drang, sich in den Pit zu stürzen, die Fäuste zu ballen und gen Bühne zu recken wird hier auf jeden Fall permanent erzeugt. SMILE AND BURN sind sicherlich nicht die großartigste Band der Welt, wenn es um raffiniertes Songwriting geht, aber sie machen einfach Spaß. Gut, dass es auch solche Bands gibt.
Wertung: 7.5 / 10