Review Nebelkrähe – Der Flaneur (Single)

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Black Metal

Die Münchner Black Metal Band NEBELKRÄHE veröffentlichte 2009 ihr Debut „entfremdet“ und sorgte damit für ein Aufhorchen in der metallischen Gemeinde. Nach durchweg positiven Besprechungen und etlichen Auftritten mit Szenegrößen kündigte das Quintett im Mai 2010 die Aufnahmen zum Nachfolgealbum „Lebensweisen“ an. Auf Grund diverser Probleme kam es immer wieder zu Verzögerungen, so dass bis heute kein Veröffentlichungsdatum feststeht. Die Band peilt aber fest das Jahresende an. Um die geneigten Hörer nicht immer noch länger vertrösten zu müssen und auch, um die seit der Veröffentlichung von „entfremdet“ erfolgte Weiterentwicklung endlich zu dokumentieren, haben sich NEBELKRÄHE zu einem in der Black Metal Szene eher unüblichen Schritt entschlossen: Sie veröffentlichen mit „Der Flaneur“ eine auf 77 Stück limitierte Single mit aktuellem Material und einem Livemitschnitt als Bonus.

Schon der eröffnende Titeltrack „Der Flaneur“ unterstreicht deutlich NEBELKRÄHEs Anspruch, weit mehr als gewöhnlichen Black Metal bieten zu wollen: Klarer Gesang, deklamierte Passagen und auch immer wieder in unterschiedlichen Härtegraden geschriene bzw. gekeifte Gesangsteile treffen auf schnelle Riffs, Akkustikgitarren, Blastbeat und rhythmisch vertrakte Gitarrenmelodien. Hier wird mit verschiedenen Einflüssen experimentiert, ja, der Black Metal mit verschiedensten genrefremden Elementen bereichert. Nicht wirklich überraschend also, dass sich zur Mitte des Stückes auch noch ein Cello die Ehre gibt. Etwas mehr überrascht, mit welcher Leichtigkeit NEBELKRÄHE hier die Gratwanderung zwischen dem deutlich erkennbaren musikalischen Anspruch und der Zugänglichkeit ihrer Stücke meistern. Da hat sich bei den Münchnern seit dem Debutalbum in beiden Bereichen wirklich einiges getan!
Die beiden folgenden, deutlich schwarz metallerischen Stücke „Das Karussell“ und „Macht & Ohnmacht“ runden das Bild der musikalische Bandbreite, die NEBELKRÄHE abdecken, gelungen ab. Während letzteres zumindest auszugsweise auch gut auf Nocte Obductas „Stille“-EP gepasst hätte, zeigt sich „Das Karussell“ mit deutlich höherem Härtegrad.
Doch nicht nur kompositorisch und musikalisch haben die fünf Münchner einen großen Schritt nach vorne gemacht, auch produktionstechnisch ist man mittlerweile in eine andere Liga aufgestiegen. Der Vergleich der auf der Single befindlichen Live-Version von „Über den Fluss“ mit der Albumsversion des Debutalbums zeigt erst wie viel ungeschöpftes Potential auch schon im Debut schlummerte.

Auch wenn NEBELKRÄHE noch kein neues Album vorlegen, haben sie sich selbst einen riesen Gefallen damit getan, diese Single oder EP oder wie auch immer zu titulierende Zusammenstellung dreier neuer Stücke zu veröffentlichen. Der Wunsch nach einem vollwertigen Album und damit der Veröffentlichungsdruck auf die Band wird dadurch zwar noch weiter erhöht, gleichzeitig zeigen die Münchner aber auch, dass sie sich mittlerweile zu einem klaren Anwärter auf die vorderen Ränge der deutschen Black Metalszene gemausert haben. „Der Flaneur“ dokumentiert eindrucksvoll den vielschichtigen Black Metal von NEBELKRÄHE, den ich nicht nur Genre-Fans wärmstens ans Herz legen kann.


Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

Keine Wertung

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