(Stoner Rock / Alternative Rock) Und da ist sie wieder – die Band, von der man noch nie was gehört hat, deren Platte dementsprechend unbedarft auflegt und dann umso überraschter ist, wie sehr man doch durchgerockt wird. Dabei hätten mir HONG FAUX schon früher über den Weg laufen können, denn die vorliegende Full-Length „The Crown That Wears The Head“ ist zwar das erste Album der Schweden, kam jedoch schon letztes Jahr auf den Markt – damals allerdings ausschließlich als Vinyl-Version. Nun haben Pristine Music das Debüt auch als Plastiksilberling herausgebracht.
In Promo-Waschzetteln werden die Schützlinge ja gerne über den grünen Klee gelobt, bei HONG FAUX trifft es aber tatsächlich zu, dass man bereits nach dem ersten Durchlauf den ganzen Tag von mindestens einem Ohrwurm verfolgt wird. Stilistisch bewegt sich der nordische Vierer grob im Stoner-Bereich, das heißt: trockener Gitarrensound, stampfende Drums und ein brodelnder, verzerrter Bass. Der Ausdruck „Fuzzy Riffarama“ trifft es wohl ganz gut, in die verdrogte, psychedelische Ecke, die ohnehin vor lauter Joint-Qualm total unübersichtlich geworden ist, sollte man HONG FAUX allerdings keinesfalls stecken.
Denn während der Opener mit seinem treibenden Rhythmus noch in einschlägigen Gebieten unterwegs ist, weist der Refrain bereits eine deutliche Alternative-Rock-Schlagseite auf. Die erste Single „Feign Death To Stay Alive“ stimmt dann auch deutlich besinnlichere Töne an: relaxtes Tempo, mehrstimmiger Gesang, bei dem Bassist Johan Bergqvist neben Hauptvokalist Niklas Serén glänzt, und einer von mehreren großartigen Refrains auf „The Crown That Wears The Head“, für die HONG FAUX offenbar ein Händchen zu haben scheinen. Das Quartett versprüht dabei einen authentischen Siebziger-Jahre-Vibe, der nach dem ebenfalls starken und gesanglich variablen und ausdrucksvollen „Hit Hard, Hit First“ bei „Bad City Blues“ seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Die Nummer tönt in bester Black-Sabbath-Manier mit doomigem Riffing schleppend aus den Boxen, gibt sich unheilvoll in den Strophen, aber aufbegehrend und beschwörend im Refrain und verfügt definitiv über das coolste Solo des ganzen Albums.
Der flotte Rocker „Deathmatch“ leitet die zweite Hälfte ein und weckt wieder etwas aus der Lethargie des schwerfälligen Vorgängers auf, ehe in „Pearlgarden“ die Blues-Note von HONG FAUX sehr deutlich zum Vorschein tritt. Wieder wird deutlich, wie vielseitig Serén sein Organ einsetzen kann – mal gefühlvoll, mal rauchig-heiser, aber stets expressiv und leidenschaftlich. Auch das moderate „Jack Of Clubs“ weiß wieder mit erstklassigen Arrangements zu überzeugen. Spätestens an dieser Stelle ist klar, das HONG FAUX nicht mehr viel falsch machen können und „The Crown That Wears The Head“ ein mehr als gelungener Einstand darstellt. Der Eindruck wird durch das finale „Sparrow Hills“ noch mal bestätigt, das deutlich Richtung Danzig schielt und in den Lyrics sogar entsprechend „show me how the gods kill“ fordert, ohne den bandeigenen Stil aus den Augen zu verlieren.
Es ist doch überraschend, was für eine starke Scheibe HONG FAUX hier abgeliefert haben. Nicht nur, weil es sich bei „The Crown That Wears The Head“ um das Debütalbum handelt und das Songwriting für diese Verhältnisse überdurchschnittlich ausgereift und, ja, perfekt ausgefallen ist; sondern auch, weil es sich bei den Jungs um eine weitere talentierte Rockband aus Schweden mit Retro-Touch handelt und man denkt, dass dieser Brunnen nach Witchcraft, Graveyard, Asteroid, Horisont, den Spiders usw. doch eigentlich so langsam versiegen müsste. Aber wenn nicht – umso besser.
Als Ergänzung bleibt hinzuzufügen, dass die Jungs bei acht Titeln in 33 Minuten noch etwas spendabler hätten sein können. Nichtsdestoweniger ein hervorragendes Stück Musik!
Wertung: 9 / 10