(Hard Rock / Doom / Stoner) Dass es in Schweden nicht nur fliegende Tannenbäume und amtlich geschmiedeten Death Metal, sondern auch groovigen und oldschooligen Doom zu bestaunen gibt, das haben uns schon Ghost in der Vergangenheit bewiesen. Mit „Evil Deeds“ haben nun auch deren Landsmänner THE GRAVIATORS einen Langspieler im Kasten, der Doomer und Hardrocker gleichermaßen aus dem Hocker reißen dürfte. Allein schon das Cover ist stimmig und einfach schön, musikalisch schwimmt das Ganze eher in altbekannten Okkult-Gewässern: Black Sabbath lassen hier und da schon mal mehr als dezent grüßen.
Die Frage ist natürlich, mit was sich THE GRAVIATORS von den vielen, auf musikalischer und soundtechnischer Art und Weise der alten Schule verpflichteten und momentan allerorts aus dem Boden sprießenden Doom-, Hardrock- und Whatever-Retro-Rock-Protagonisten abheben können. Die Jungs machen ihre Sache jedenfalls verdächtig gut, setzen auf knisternden, knarzigen und organischen Sound, bei dessen Genuss mein Gehör von einer sprichwörtlich staubigen Druckwelle erfasst wird: Man kann es sicher erahnen, neben Doom und Hardrock fliegt einem andauernd eine deftige Wüstenbrise Stoner um die Ohren, was dem Output eine angenehme Ladung Dreck verpasst und das Dargebotene dezent von den vielen Sabbath-Anleihen abhebt. Gewürzt wird das wild groovende Gemisch durch eingängiges Riffing, ein paar echt ansehnliche Soli und Gitarrenspielereien mit Widererkennungswert – bestes Beispiel bildet der Opener „Soulsteeler“: Das Gitarrengejammer ab 2:30 ist einfach Wahnsinn. Als Gejammer kann man auch den Gesang von Niklas Sjöberg bezeichnen. Klagend und kraftvoll wie zu Ozzys Glanzzeiten zelebriert er die zehn Messen, dennoch braucht es den ein oder anderen Durchlauf, bis man sich an die doch manchmal etwas schrägen – vielleicht aber gerade deshalb unheimlich stimmigen – Gesangskünste gewöhnt hat. Besonders hervorheben möchte ich das über achtminütige „Presence“, welches die wohl mystischste Atmosphäre auf dem gesamten Album erzeugen kann, den fetten Titeltrack „Evil Deeds“, den vorantreibenden Rausschmeißer „The Infidel“ und die Groove-Granate „Hexagram“. Wer vor dem Kauf mal reinhören möchte, sollte sich vor allem diese Songs zur Brust nehmen.
Empfehlenswert ist „Evil Deeds“ auf alle Fälle. Dass es gleichzeitig mit dem neuen Svölk-Album über Napalm Records erscheint, ist eine wirklich glückliche Fügung, das Duo bildet sozusagen die Sommer-Vollbedienung, und ganz klar, wer auf die Musik der Bear-Metaller steht, der kann die neue Platte von THE GRAVIATORS gleich dazu nehmen. Black Sabbath-Jünger, Stonerheads, Hardrocker und Doomer werden vollauf glücklich, auch wenn die zehn großartigen Songs mit keinerlei Innovation aufwarten können. Aber wer will das schon, wenn es einfach guten, mystischen und handgemachten Metal auf die Ohren gibt.
Wertung: 7.5 / 10