Zwei Jahre ist es her, dass die Limburger Black Metaller MEMBARIS mit ihrem dritten Album, „Grenzgänger“, von sich reden machten. Unter dem ebenso sperrigen wie verbrauchten Titel „Entartet“ erschien nun das nächste Werk aus dem Hause MEMBARIS – im edlen Digi-Book mit sämtlichen Lyrics. Und das sind nicht wenige – finden sich auf „Entartet“ doch acht Stücke, von denen bis auf ein Interlude („Schoß der Freiheit“) und den Opener „Sterblichkeit“ keines kürzer ist als acht Minuten.
Mit diesem Fakt ist man auch sogleich bei der Kernproblematik des Albums – denn so liebevoll das Album auch aufgemacht ist, so viel Herzblut auch in den acht Songs steckt, und so gelungen diese auch mitunter klingen – über 70 Minuten mit vergleichsweise rohem Black Metal zu füllen, ohne sich dabei über Kurz oder Lang doch zu wiederholen, ist schlichtweg kaum möglich.
So krankt auch „Entartet“ an genau diesem Problem: Auch wenn die Songs durchaus so gekonnt arrangiert sind, dass sie trotz hohem „Knüppel-Anteil“ einzeln betrachtet auch Spielzeiten bis zu 13 Minuten („Ein Zustand in der Ferne“) recht unterhaltsam füllen, läuft sich das Prinzip der Songs auf Dauer doch ein wenig tot. Zum einen mag das daran liegen, dass eine Aneinanderreihung überlanger Stücke nicht eben als easy-listening bezeichnet werden kann – vor allem aber wohl daran, dass sich die Stücke untereinander zu sehr ähneln. Bei aller Bereitschaft, verschiedene Elemente in die Songstrukturen einfließen zu lassen, und so durch Tempo- und, damit einhergehend, Stimmungswechsel für Abwechslung zu sorgen, ist das Prinzip hinter den Songs doch stets mehr oder minder das Gleiche. Ein, vielleicht zweimal auf einem Album mag das aufgehen, mag das Wiederholen eines Riffs über sein Haltbarkeitsdatum hinaus als Stilmittel durchgehen – hat man jedoch irgendwann das Gefühl, in jedem Song wäre mindestens ein Riff zu oft vorgekommen, kommt zumindest mir das Sprichwort „Weniger ist mehr“ in den Sinn: Hätte man die Songs nur ein wenig kürzer angesetzt oder aber auf ein oder zwei der Stücke verzichtet, wäre „Entartet“ ein wirklich hochklassiges Album geworden. Denn gewiss – etwas wirklich Besonderes oder Eigenständiges bekommt man auch auf diesem MEMBARIS-Album nicht zu hören – qualitativ könnte man mit dem Material jedoch ohne Probleme mit Bands wie Geist oder Der Weg Einer Freiheit mithalten: Stimmig ausgearbeitete Riffs treffen hier auf schnelle Single-Note-Läufe, atmosphärische Melodien und wirklich abwechslungsreichen Gesang zwischen Gekeiffe, Sprech- und Klargesang.
Gewiss hört man als Musiker derartige Kritik nur ungern, sieht man selbst die Länge eines Songs doch als logische Konsequenz aus Textlänge und der sich richtig anfühlenden Zahl an Riffs und Riffwiederholungen. Und dennoch, aus Hörersicht bleibe ich dabei – das große Manko an „Entartet“ ist seine Spielzeit, welche die Qualität der einzelnen Ideen unter sich begräbt: Hätte man jedes Riff statt zehn- nur fünfmal wiederholt und schlussendlich noch einen oder zwei Songs ganz weggelassen, wäre „Entartet“ ein griffiges, unterhaltsames Album geworden – so jedoch verliert sich die Qualität leider etwas in der Menge der präsentierten Riffs und der Zahl der Wiederholungen.
Wertung: 7 / 10