(New Metal / Rock)Erster Gedanke beim Blick auf den Promozettel: „Alter, das Auftreten dieser Band ist echt nicht meins. Und dann muss der da rechts auch noch so geschminkt sein wie der Sänger von The Rasmus“. Lassen wir das beiseite. Erster Gedanke beim Reinwerfen der CD: „Mann, überaus geiles Riffing.“ Atmosphärisch, und ja, bei den doppelten Gitarrenläufen da hatten mich MARROK letztendlich ziemlich rasch an der Angel. Die Jungs sind seit 1999 unterwegs und veröffentlichen mit „Days Of Mercury“ ihr Drittwerk – Make It Or Break It! Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen in die Vorgänger reinzuhören, der Infozettel besagt aber, dass es früher roh und hart zur Sache ging, diesmal der freakige, durchgeknallte und verspielte Rock dominieren soll. Ja, das passt.
Was auch passt: Als Support-Act waren MARROK bereits mit solchen (mehr oder weniger) Größen wie 4Lyn, Papa Roach, Skindred oder auch Emil Bulls auf der Bühne gestanden. Wer auf solch modern geartete Musik abfährt, der darf wohl jetzt schon zu MARROK greifen und sich seines Lebens freuen, denn die Band feuert auf „Days Of Mercury“ aus allen Modern Metal/Rock-Rohren. Dieser Umstand wird definitiv durch die Stimme von Brian Pearl unterstrichen: Der hört sich nämlich manchmal und vor allem auf dem großartigen Quasi-Opener „Revolution Of Heroes“ an wie Chester Bennington, dem einzigartigen Gesangstalent von Linkin Park. Auch die Melodieführung erinnert in vielen Momentan stark an die einstigen Nu Metal-Helden, was die Instrumentierung betrifft haut der Vergleich dann aber nicht mehr ganz hin. Stampfende Rhythmen, dezente Synthesizer und, naja, leichter Industrial-Einschlag, der den stellenweise nach Nu Metal klingenden, oft auch einfach nur rockigen Grundton da auflockert. Ja, es mag durchaus zu gefallen was MARROCK auf „Days Of Mercury“ da abliefern, allerdings kränkelt eben diese Art von Musik wie nur zu oft an folgendem: Glattgebügelt bis zum Geht-nicht-mehr, Mainstream lässt des Öfteren lächelnd grüßen, und klar, die obligatorische Schnulz-Schmacht-Hymne „Eleven“, nein nein, die darf keineswegs fehlen. Dabei haben MARROCK ein paar richtig fette Momente, alles in allem fehlt diesem Output aber die nötige Portion Kick-Ass, der Rotz, der Rüpel, der Knüppel, was weiß ich – ein paar mehr Songs wie „Temptation“ oder „Revolution Of Heroes“ wären wünschenswert gewesen, da zeigen MARROCK, dass sie es eben doch drauf haben, vor allem was die tolle zweistimmige Gitarrenarbeit anbelangt. In dem restlichen und überzuckerten Melodiegetöse gehen jene Aha-Effekte aber schlicht und ergreifend unter.
Bei diesem Output wäre sicher mehr drin gewesen, dabei wurde die postapokalyptische Story, dessen sich dieses Konzeptalbum verschreibt, eigentlich gut genutzt. Ich hatte Spaß bei „Days Of Mercury“, so ist es nicht. Es ist hörenswert. Trotzdem bleibt dieser Langspieler eher eine Sache für alle Modern Metaller unter euch, allen anderen dürften sich nach den ersten paar Songs die Zehennägel aufrollen. Ob ihr dieses Teil in eurem Plattenschrank stehen haben müsst? Ich denke, „Days Of Mercury“ polarisiert, eine Kaufempfehlung gibt’s daher nicht. Hört rein und entscheidet selbst.
Wertung: 6 / 10