Spätestens mit ihrem selbstbetitelten Zweitwerk haben es die Texaner von THIS WILL DESTROY YOU international zu einiger Aufmerksamkeit gebracht. Zu Recht, war es doch ein großartiges Album, das über Genregrenzen hinaus ging und durch die Verquickung von Post-Rock- und Ambient-Elementen eine tolle Atmosphäre zu erzeugen fähig war. Vor dem Release von „Tunnel Blanket“ hatten die Texaner jedoch angekündigt, dass sich etwas ändern würde: „S/T“ was an homage to Texas; this next album is more of an homage to our dark side, “ so Gitarrist Jeremy Galindo vor dem Release des neuen Albums.
Tatsächlich ist “Tunnel Blanket” ganz anders als “This Will Destroy You”: Das Prinzip, sich langsam aufbauende Melodiebögen, welche, von Delay-Gitarren untermalt, langsam zu dichten Soundwänden erwachsen, hat sich nicht geändert. Nur die Art und Weise. „Tunnel Blanket“ ist kein Album, das man einlegt und sofort überwältigt wird. Vielmehr zeichnen sich Songs wie „Glass Realms“ und „Little Smoke“ durch minutenlange, flächige Passagen aus, die eruptionsartig von einem Schlagzeug aus der Lethargie gerissen werden oder einfach nur immer intensiver werden und zu einer verschrobenen, polyphonen Geräuschmasse heranwachsen. „Black Dunes“ hingegen könnte noch am ehesten als Song vom letzten Album durchgehen, da es hier eine Art Grundmelodie gibt, welche ebenfalls durch ein plötzliches, extremes Crescendo intensiviert wird.
An manchen Stellen hat „Tunnel Blanket“ etwas Majestätisches und gleichzeitig Schweres, Bedrückendes an sich, wie in dem epochal klingenden „Communal Blood“, das gegen Ende durch variables Schlagzeugspiel einiges an Dynamik entwickelt. Mit „Reprise“ und „Osario“ finden sich dieses Mal jedoch auch enttäuschende Lieder auf dem Album: In gut acht respektive knapp drei Minuten bieten sie keinerlei Höhepunkte und keinerlei instrumentale Vorkommnisse, geschweige denn Melodien, die ihnen ein wenig Wiedererkennungswert verleihen könnten.
Doch genug gemeckert: „Killed The Lord, Left For The New World“ bietet nämlich jene Atmosphäre von verträumter Leichtigkeit, die THIS WILL DESTROY YOU wie kaum eine andere Band zu erzeugen im Stande sind – auch zeigt sich hier die unheimliche akustische Vielfalt, welche „Tunnel Blanket“ innewohnt. Das abschließende „Powdered Hand“, wiederum ein klassisches sehr ambient-lastiges Lied, gibt einem das Gefühl, zu schweben und lässt einen alles um sich herum vergessen.
„Tunnel Blanket“ bleibt qualitativ etwas hinter dem Vorgänger zurück. Auch dürfte es mitunter schwerfallen, sich für das Album zu begeistern. Denn oft hat man das Gefühl, dass es dafür auch gar nicht geschrieben wurde. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass das neueste Release der Texaner dadurch eine selten gesehene Eigenständigkeit erlangt und zu faszinieren im Stande ist.
Wertung: 8 / 10