CIRCLE II CIRCLE sind bekanntermaßen eines von zwei Zerfallsprodukten der legendären Gruppe Savatage. Im Gegensatz zum „Mountain King“ Jon Oliva, der mit seiner Band Jon Oliva’s Pain den symphonischen Pfad der letzten beiden Savatage-Platten perfektioniert hat, stehen CIRCLE II CIRLE für den erdigen Stil der mittleren Savatage-Alben, den sie inzwischen allerdings mit einigen Power-Nummern moderner Färbung angereichert haben. Seit ihrer Gründung 2001 haben die Mannen um Sänger Zak Stevens fünf volle Alben und vier EPs auf die Fans losgelassen. AFM Records hält dies für einen guten Zeitpunkt für eine Rückschau und veröffentlicht mit „Full Circle“ nun das erste Best Of der US-Amerikaner.
Moment, AFM? Ja, tatsächlich. So wie es aussieht, hat die Band mit diesem Best Of recht wenig zu tun. Auf ihrer Website steht es nicht in der Discografie und seitens der Band gibt es auch keine Promotion. Wenn man hinzu nimmt, dass CIRCLE II CIRCLE AFM kürzlich verlassen haben, bleibt unklar, ob das Best Of in Übereinstimmung mit der Band entstand, eine letzte Vertragsverpflichtung darstellt oder eher so etwas wie ein zügiges Ausschlachten des Backcatalogues ist. So oder so: Für den Käufer macht dies kaum einen Unterschied, besitzt AFM doch sämtliche Lizenzen für CIRCLE II CIRCLE.
Und die hat man genutzt. Das Doppelalbum bietet pflichtbewusst einen runden Überblick über die Bandgeschichte. Sorgfältig wurde dabei auf die Ausgewogenheit geachtet – alle Studioalben sind mit vier bis sechs Tracks vertreten. Auch die Songauswahl zeugt von gutem Geschmack. Natürlich sind die großen Songs der Band vertreten, wie „Watching In Silence“, das genauso gut von den alten Savatage-Alben hätte sein können. Aber auch epische Nummern wie „Forgiven“, das an die letzten Kompositionen von Savatage erinnert, sind aufgenommen worden. Neben den Huldigungen an die Vorgängerband kommen natürlich zahlreiche erstklassige eigenständige Kompositionen hinzu, wie „Revelations“, „The Circle“ oder das neuere Material, wie das optimistische „Take Back Yesterday“ oder Stampfer wie „Symptoms Of Fate“.
Alle Tracks wurden noch dazu remastered, so dass zwischen den Titeln keine großen produktionsbedingten Unterschiede zu hören sind. Es erwartet einen also der typische CIRCLE II CIRCLE-Sound, den Zaks getragene Stimme und die basslastige Mischung auszeichnen. Zu den erwähnten vier bis sechs Tracks pro vollem Album kommen noch drei Songs von den EPs, drei ehemalige Bonustracks, zwei Live-Versionen und eine Akkustikfassung. Gelungen scheint mir auch die Anordnung der Songs, denn statt wie so oft chronologisch vorzugehen, hat AFM in der Reihenfolge eher auf Albenatmosphäre gesetzt denn auf Werkrückschau. „Full Circle“ wirkt damit für ein Best Of erstaunlich harmonisch und mit nur relativ wenigen Brüchen – wie z. B. dem Übergang zwischen Track 2 und 3 auf CD 1, der zu abrupt geraten ist.
Neues Material gibt es auf dieser Sammlung aber nicht. Wessen Regal also schon sorgfältig mit CIRCLE II CIRLCE befüllt ist, hat kaum einen Grund zum Kauf. Allen anderen aber, die die Band noch nicht oder nur oberflächlich kennen, bietet dieses Best Of tatsächlich den Überblick, den man sich immer von einer solchen Zusammenstellung erhofft, und stellt eine Einladung dar, sich intensiver mit der Truppe auseinander zu setzen.
Keine Wertung