“Absence Makes The Heart Grow Fonder” also. Meinen THIS APRIL SCENERY damit, dass man ihr Album nicht hören soll? Man weiß es nicht. Progressive Indie Pop erwartet mich also hier. Moment… Progressive… Indie (!?) Pop? Das Wort Progressive schließt sich eigentlich schon dadurch automatisch aus, dass die Band sich gerne mit Billy Talent vergleicht, die noch nie für überragend komplexe Songs bekannt waren. Aber gut. Lassen wir das erstmal so stehen…
… wobei, nein, revidieren wir es lieber gleich wieder. THIS APRIL SCENERY sind ungefähr so progressiv wie die Bands, nach denen sie von der ersten bis zur letzten Sekunde klingen – Bands wie Blink 182, Simple Plan und Konsorten. Es ist nämlich auch im Jahr 2012 kein Beweis überragender Innovation, wenn man ein Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Schema dadurch variiert, dass das Schlagzeug kurz aussetzt, oder man die selbe Gitarrenmelodie wie in der Strophe ohne Gesang wiederholt. Sänger Nico hat darüber hinaus keine charismatische Stimme, welche so Bands wie Muse, Maximo Park, The Killers und andere mitunter hörenswert machen, sondern könnte problemlos in 98 % aller Boygroups oder Emo-Pop-Bands singen – das klingt so unendlich gezwungen auf American-Pie-Soundtrack getrimmt, dass es kaum auszuhalten ist.
Zugegeben, „Jesus Christ Lizard“ entwickelt durch seine flinken Gitarrenmelodien und einen flotten Chorus im Refrain einiges an Dynamik. Hört man das Lied jedoch nicht nur ein-, sondern zwei- oder drei Mal, wird klar, woran „Absence Makes The Heart Grow Fonder“ krankt: Sämtliche Melodien auf dem Album sind völlig beliebig, wirken stets wie uninspiriertes Geklimper und scheinen beliebig von Lied zu Lied austauschbar zu sein, was noch dadurch begünstigt wird, dass sämtliche elf Lieder in exakt demselben Tempo ablaufen und mit keinerlei Breaks versehen sind (das wäre wohl wirklich progressiv, könnte man meinen) – als hätte man pauschal ein Metronom hingestellt und dann gesagt: „So, jetzt nimm mal grad einen Beat für alle Lieder auf dem Album auf.“
Wie THIS APRIL SCENERY in „You Tried So Hard“ durch das krampfhafte Intonieren eines britischen Akzentes versuchen, sich in irgendeine Britpop-Ecke zu quetschen, ist dagegen nur noch peinlich – auch wenn das Lied selbst noch zu den besseren auf der CD gehört.
Wenig überraschend fällt damit auch das Fazit für „Absence Makes The Heart Grow Fonder“ aus: Wenn eine Band wie andere Bands klingt (oder versucht zu klingen), die vielleicht mal Erfolg hatten oder noch haben, dabei so unendlich klischeehaft rüberkommt wie „This April Scenery“ und das Ganze dann auch noch „progressiv“ und „mit Shoegaze-Elementen versehen“ nennt, lauf ich lieber nochmal irgendwo ne Treppe hoch und schau danach nach unten. Das ist progressiv und Shoegaze zugleich und macht mehr Spaß als diese CD, auch wenn das die elf- bis 15-jährigen, weiblichen Fans der Band auf dem nächsten Konzert in der lokalen Scheune sicher anders sehen.
Wertung: 4 / 10