Die Geschichte von TRANCEMISSION geht recht weit zurück, bis zu einer Band, die 1977 unter dem Namen Trance entstand. Anfang bis Mitte der 80er hatten diese Trance mit Werken wie „Power Infusion“ oder „Victory“ richtig starke NWoBHM-Alben am Start. Später folgten dann Probleme mit Labels und rechtliche Differenzen wegen des Bandnamens, und das führte schließlich zur Umbenennung. Da in der Zeit auch die kompositorische Qualität nachließ, verlor ich die Band aus den Augen.
Unter regelmäßigem Wechsel der Bandnamen zwischen Trance und TRANCEMISSION, was ich zugegebenermaßen nicht ganz nachvollziehen kann, wurden aber weiterhin Alben veröffentlicht. Das neueste Werk hört auf den Titel „Naked Flames“ und erscheint über Pure Rock Records.
Der Einstieg mit „Naked Flames Pt. I“ ist unerwartet. Der Song baut auf Emotionalität und überrascht mit epischer Melodielinie. Der Song ist gut gemacht, aber kein Material, wie ich es mit der Band bisher in Verbindung brachte. Die Platzierung als Opener ist vielleicht nicht ganz geschickt gewählt. „Thorn Birds“ ist dann schließlich solch ein Track, der auch gut auf die Alben der 80er gepasst hatte. Eine straighte Hookline, ein zielstrebiger Aufbau, raffinierte Riffs und eine eingängige Melodie münden in einen starken Höhepunkt, den man schnell mitsingen kann.Die beiden Stampfer „Not Me“ und „Sex Me Up“ zeigen einmal mehr das variantenreiche Riffing der Band auf, allerdings sind mir die Stücke etwas zu ähnlich gestrickt und deswegen in der Tracklist direkt nacheinander nicht gerade günstig geordnet.
„You“ ist eine Neuauflage des Songs, der schon auf dem Album „Back In Trance“ vertreten war, diesmal allerdings mit Gastängerbeitrag von Lalena Katz im Duett mit Bandkopf Lothar Antoni. So wirkt die emotionale Nummer noch etwas intensiver als im Original. „House Of Love“ ist eine Mischung aus Powerballade und Arenarocker, geht aber gut ins Ohr. „Thanks God I’m A Fool“ bringt wieder mehr Groove ins Spiel, leider wird bei dem komischen Refrain viel Potential verschenkt. Von den übrigen Songs kann „Jenny And The Beast“ noch punkten. Das ist insgesamt aber ein bisschen zu mager.
Als alter Trance-Fan trauere ich den 80er-NWoBHM-Zeiten der Band schon ein wenig nach. Aber solche Alben wird es unter der Bezeichnung TRANCEMISSION wohl nicht mehr geben. Der Stil ist auch weniger Metal, sondern eher vielschichtiger Hardrock, der auch schon mal zu noch softeren Spielarten schielt. Handwerklich kann man an dem Album nichts aussetzen, und Lothar Antonis einzigartige rau-hohe Stimme hat auch nichts von ihrem unvergleichlichen Charme verloren.
Trance und der Heavy Metal sind Vergangenheit, TRANCEMISSION und recht epischer Hard Rock die Gegenwart. Leider muss ich sagen, dass das Album nur wenig richtig gute Songs offenbart. Es ist zwar schön, dass die Truppe noch immer existiert, die besten Zeiten liegen aber anscheinend hinter ihr. Als alter Anhänger der Band kann man sich „Naked Flames“ aus nostalgischen Gründen schon zulegen. Die kompositorische Qualität der Stücke verleitet aber nicht zwingend dazu.
Wertung: 6.5 / 10