Kaufbeuren hat auf den ersten Blick mit Metal so viel zu tun wie die Wildecker Herzbuben mit den Weight Watchers, ist aber immerhin die Geburtsstätte von RUNNING DEATH, einer Gruppe junger Musiker, deren Geschichte bis auf das Jahr 2004 zurückgeht, die in der aktuellen Formation aber erst seit 2011 unterwegs ist. Wie der sachkundige Hartwurstler schon vermuten kann, deutet eine solche Namenswahl in die traditionelle Ecke, und so ganz falsch liegt man mit dieser Ahnung auch nicht. Dass der Vierer jedoch noch ein bisschen mehr zu bieten hat, zeigt er mit seiner neuen EP „The Call Of Extinction“.
Mit fünf Tracks wartet der Silberling auf, bei denen es sich bis auf den Quasi-Titeltrack ausnahmslos um Langstücke handelt, die so für eine stolze Spielzeit von knapp einer halben Stunde sorgen. Die Jungs legen dabei genug spielerisches Talent an den Tag, um die Tracks abwechslungsreich und ansprechend aufzufüllen, ohne sich dabei nennenswert zu wiederholen. Der Thrash der achtziger Jahre, wie ihn zu der Zeit Testament, Megadeth und auch Exodus spielten, zieht sich wie ein roter Faden durch die Platte, man lässt aber auch traditionellen Hard Rock und Heavy Metal mit in die Songs einfließen.
Als astreiner Knüppler lässt sich dadurch keine einzige Nummer identifizieren, und das kommt dem Unterhaltungsfaktor nur zugute. Gerade das überzeugende und variable Drumming von Jakob Weikmann sorgt hier für eine gelungene Verzahnung von Tradition und Moderne, während auch Rhythmuskollege Frederik Feyock am Bass nicht nur sein Soll erfüllt, sondern für ordentlich Punch sorgt und außerdem in bester Steve-Harris-Manier zu jeder Sekunde absolut glasklar herauszuhören ist. Sehr schön! Die beiden Saitenhexer Simon Bihlmayer und Julian Gruber sind nicht nur bei ihrer hervorragenden Gitarrenarbeit bestens aufeinander abgestimmt: Ersterer wird bei seinem heiseren Leadgesang, der durch den starken deutschen Akzent noch gemeiner klingt, hin und wieder auch von letzterem mit fauchenden Shouts unterstützt.
So marschieren die Tracks häufig im stampfenden Midtempo voran, legen jedoch immer wieder durch eingestreute, thrashige Geschwindigkeitsattacken mit durchgetretener Doublebass eine rastlose Energie an den Tag. Lediglich bei „Celebrate Your Aggression“ wurde mit etlichen Breaks und Tempowechseln etwas zu dick aufgetragen, wodurch der Song zusammengewürfelt und chaotisch wirkt – wenn auch technisch beeindruckend dargeboten. Hier und da scheinen die Einflüsse auch etwas zu deutlich durchzuscheinen (man vergleiche nur mal den Beginn von „Call Of Extinction“ mit Metallicas „Blackened“), doch wer glaubt schon, dass es noch Thrash-Riffs gibt, die noch nicht geschrieben wurden?
Unterm Strich also eine runde Sache, die RUNNING DEATH hier eingespielt haben. „The Call Of Extinction“ besticht durch abwechslungsreiche und spielerisch makellos dargebotene Stücke, die die Grenzen ihres Genres ausreizen, ohne nach einem orientierungslosen Stilmischmasch zu klingen. Statt eine weitere 08/15-Thrashkeule abzuliefern, zeigt das Quartett aus Kaufbeuren sowohl Individualität als auch Authentizität und sollte deshalb von Anhängern des Sounds nicht unbeachtet bleiben.
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