Review The Junktones – American Paranoia

Es ist immer wieder erfrischend, wenn Punkrock-Bands sich nicht auf eine sozialkritische Message beschränken beziehungsweise sich nur darüber definieren, sondern sich selbst und ihre Musik keinen Meter ernst nehmen. So wie THE JUNKTONES auf „American Paranoia“, die sich bemühen, in jedem zweiten Song sagen, dass ihnen alles egal ist oder dieser Tatsache gleich einen kompletten Song widmen. Auch die Pseudonyme der Bandmitglieder wie Toney Baloney oder „Sean E. Cash“ sind ganz schön ulkig.

Musikalisch orientiert man sich offensichtlich am Sound der Hardcore- und Punk-Bands aus den frühen und späteren 80-ern und frühen 90-ern: Rancid, Black Flag, Minor Threat oder die Dead Kennedys sind allesamt sehr nahe am Sound der JUNKTONES dran. Oder andersrum. Dass „Junk“ im Bandnamen der JUNKTONES absolut nicht umsonst steht, lässt sich zu keiner Sekunde leugnen – das wiederum ist aber so ziemlich die größte Stärke dieses Albums: So kommt man nicht drum rum, sich bei Textzeilen wie „Michael Jackson’s Dead – so what?“ zu denken „Endlich spricht mal einer aus, was alle denken“ – das ist einfach ein äußerst lustiger Disstrack über den sogenannten „King Of Pop“ geworden. Ob Sänger Toney Baloney das Wort absichtlich so ausspricht, dass man es leicht auch als „Dick“ verstehen kann, ist da schon gar nicht mehr so wichtig. Auch auf ein endlustiges Wortspiel wie „Get Drunk Or Pass Out Trying“ muss man erst mal kommen.
Aber genug über die Texte geredet, denn „American Paranoia“ ist nicht zuletzt wegen des Songmaterials echt hörenswert: Alle Lieder sind in flottem Tempo geschrieben, mit einigen zackigen Breaks und einem Haufen bluesiger Soli versehen. Die ändern zwar auch nichts daran, dass „American Paranoia“ größtenteils völlig albern ist (wie zum Beispiel „Addicted To Porn“ oder „Poop Sex“). Ist aber egal, weil die Produktion stimmt und Sänger Baloney gerade gut genug ist, dass einem der Gesang nicht auf die Nerven geht.

32 Minuten sind für ein Punk-Album auch okay und wenn man danach noch nicht betrunken ist, stellt man einfach „Get Drunk Or Pass Out Trying“ auf Endlosschleife und hört zum krönenden Abschluss „Poop Sex“, für welches sich THE JUNKTONES des „Hey Ho, Let’s Go“-Themas bedient und daraus kurzerhand „2 Girls, 1 Cup“ gemacht haben. Wie schon gesagt: Genial daneben.

Wertung: 6.5 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

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