REAPER sind ein Musterbeispiel einer deutschen Undergroundband. Bereits 1984 gegründet hätte man immerhin noch auf den gut rollenden Express der NWoBHM aufspringen können. Stattdessen erschienen von der Kasseler Truppe in den 80ern nur zwei Demos und eine EP. Die beiden Longplayerreleases „Beyond All Time“ (1990) und „The Years Within“ (1992) wurden dann zu einer für traditionellen Heavy Metal eher ungünstigen Zeit veröffentlicht, so dass sich REAPER für das dritte Album dann acht Jahre Zeit ließen. Und weitere neun Jahre dauerte es bis zum vierten Werk „Gardens Of Seth“. In die Aufmerksamkeit der Metal-Gemeinde konnten sich die Hessen so nicht unbedingt spielen.
Das Label Karthago Records hat sich nun in den Kopf gesetzt, die Band doch etwas bekannter zu machen. Zu diesem Zweck werden Stücke aus der Anfangszeit von REAPER auf der CD „Fairies Return“ wiederveröffentlicht. Das Songmaterial setzt sich zusammen aus den vier Songs der ursprünglichen 86er-EP „Fairies Return“, vier Stücken der Demo „Reaper“, zwei Tracks der Demo „Metal Or What“, sowie drei Songs einer Pre-Production von 1991.
In ihren Frühtagen waren REAPER am ehesten mit ganz alten Grave Digger, Stormwitch oder Steeler zu vergleichen. Es ist teutonischer Heavy Metal der alten Schule, der das ein oder andere mal auch zum Speed Metal der 80er schielt. Zumeist gehen REAPER geradlinig und energisch zur Sache, doch gestalteten sie ihre Musik auch variantenreich. So kommt der Titeltrack mit einer melodisch-emotionalen Note, „Emotional Rescue“ ist ein Mittelding zwischen einem groovigen Song und einer Halbballade, und bei „Ruling The Earth“ werden akustische Passagen integriert.
Der Großteil der Songs ist aber kraftvoll und hatte auch das etwas Ungestüme, das in den frühen 80ern Gang und Gebe war. Ich muss auch sagen, dass REAPER den besten Eindruck hinterlassen, wenn sie der Dynamik freien Lauf lassen. So sind das druckvolle „Invader“, das eingängige „In The Middle Of The Night“, das schnelle „Crawling Nearer“, das kantige „Don’t Take It Away“ oder „I Love You“ mit seinem punkigen Touch die stärksten Stücke des Albums. Die Energische Marschroute steht REAPER einfach am besten. Die rauen Gitarren kommen dann perfekt zum Ausdruck, und auch der kauzige Old-School-Gesang entfaltet erst bei dynamischen Stücken seine Wirkung. Interessant gestaltet, mit etlichen Tempowechseln und unterschiedlich energischen Passagen, ist auch „Fontain Of Youth“.
Ganz große Songs finden sich auf „Fairies Return“ nicht, aber es ist solides Material mit unverhohlenem Flair der frühen 80er, auch wenn die Stücke teilweise erst später entstanden. Soundlich wurde das Material zwar ein bisschen aufgearbeitet, ohne ihm aber den rohen Charme zu nehmen. So kommt es schon vor, dass die Gitarren dumpfer klingen als gewohnt und der Gesamtsound einem gelegentlich etwas „breiig“ vorkommt. Aber so bleibt die Mucke authentisch und behält ihre Old-School-Atmosphäre.
„Fairies Return“ bringt uns traditionellen Heavy Metal der alten Schule, und ganz besonders bringt es uns Songmaterial, das bisher sicherlich nicht auf CD zu finden war. Schon von daher macht die Veröffentlichung durch Karthago Records Sinn. Freunde des 80er-Jahre-Heavy-Metal sollten die frühen musikalischen Gehversuche von REAPER ruhig mal antesten.
Wertung: 7.5 / 10