„Was ist denn hier los???” Solche Gedanken sind durchaus legitim, wenn man das neue Werk der Amis von ALLEGEON zum ersten Mal in den Player schiebt – denn beim Ausdruck „Technical Melodic Death Metal“ darf man zwar erwarten, dass einen handwerklich Anspruchsvolles erwartet. Dass „Behold (God I Am)“ dann aber mit einer Gitarrensalve loslegt, die viel eher an Origin als zum Beispiel an Hypocrisy erinnert, haut einen doch erstmal aus den Socken.
In der Folge geht es mit deutlich prägnanteren, aber nicht weniger anspruchsvollen Melodien weiter – beispielsweise in „A Path Disclosed“, welches über einen fetten Refrain und coole Breaks verfügt und somit eine Menge Ohrwurm-Potential hat. „Iconic Images“ dagegen beinhaltet sehr schnelle Drums, in die sich zwischenzeitlich Blasts mischen – hier ist wiederum sehr versierte Riffarbeit zu hören, am Ende steht ein cooles und sehr langgezogenes Akustik-Outro. Das ist nicht das einzige Mal, ALLEGAEON integrieren solche immer wieder in ihre Songs. Als erstes Highlight ist „Twelve“ hervorzuheben, das mit extrem heftigen Drums, bolzenden Double-Bass-Salven, Half Time Beats, einem absolut abgefahrenem Refrain und einem druckvollen Groovepart sehr viel Laune macht.„The Azrael Trigger“ setzt genau dort an, erhöht das Tempo aber nochmal erheblich. Gemäß dem Motto einer perfekt verlaufenden Spannungskurve steht an siebter Stelle mit „From The Stars Death Came“ der mitreißendste Song der Platte, welcher mit für das Album typischen Riffs startet, in den Strophen über ein simples, cooles Hook verfügt und dessen melodische Gitarrenleads im Refrain eine tolle Stimmung erzeugen! Generell bauen ALLEGAEON sehr viele verspielte Soli in das Songmaterial ein. Hervorzuheben ist auch das sehr variable Schlagzeugspiel – immer wieder ertönen schnelle Drums, die von extrem schnellen abgelöst werden. Die Gesangsarbeit von Ezra Haynes könnte derweil etwas abwechslungsreicher sein, ist aber auch nicht schlecht.
Im Titeltrack gibts dann nochmal coole Melodien und äußerst versierte und Laune machende Tapping-Soli auf die Mütze – gerade in Kombination mit dem heftigen Geknüppel, das Drummer Andrade dazu abliefert, hat man das Gefühl, es genauso gut mit einem Beneath-The-Massacre-Track zu tun haben zu können – das Ganze wird dann aber noch von kurzen Interludes mit recht sanften Melodien konterkariert, die in ein typisches Bang-Your-Head-Death-Metal-Riff übergehen. Daneben treten auch die Basslines deutlich hervor, ziemlich cool, was Corey Archuleta hier abliefert (in dieser Hinsicht sollte man auch mal den Rausschmeißer „Secrets Of The Sequence“ genauer hören).
Die Produktion des Albums ist sehr Tech-Death-mäßig ausgefallen: Der Schlagzeugsound aber ein wenig steril, gerade die Becken kommen kaum zur Geltung, fast nur Bass Drum und Snare sind zu hören. Ist aber auch nicht weiter schlimm, da bei ALLEGAEON generell die Gitarrenarbeit eher im Vordergrund steht. Fans der härteren Melodic-Death-Schiene sollten sich das Album auf jeden Fall zulegen, auch für Fans moderner und weniger melodischer Sachen dürfte „Formshifter“ auf Grund seiner technischen Schlagseite ein echter Genuss sein.
Wertung: 9 / 10