AKPHAEZYA ist 2012 die erste Band, bei der ich, wenn ich ihre Alben anhöre, nicht so recht weiß, wo vorne und hinten ist, und aber zugleich auch nicht sicher bin, ob die Band das tut. „Anthology IV (The Tragedy Of Nerak)“ ist jedenfalls eines der kaputtesten Releases, die man aktuell erstehen kann.
Wo genau der irre Stilmix beginnt und wo er aufhört, ist schwer auszumachen. Klingen AKPHAEZYA in einem Moment morbide-romantisch nach dem Dark Metal von Cradle of Filth, stehen im nächsten etwa die poppigere Seite von Pain und dann wieder der progressive, hochtrabende Anspruch von Symphony X Pate. Kann man sich auf diese Komponenten vielleicht noch halbwegs einen Reim machen (immerhin wird das Ganze abwechselnd von heiseren Screams und einer tollen Frauenstimme auch sehr kompetent getragen), ist damit spätestens bei „Utopia“ Schluss, das vollkommen unvermittelt erst mit funkigem Slapbass und dann mit ausgeflippten, indisch anmutenden Melodien und Gesang ankommt, der an Katzenjammer denken lässt. „Hubris“ schließt nicht weniger irrsinnig mit Kirchenorgel an und allerspätestens hier pendelt man beim Hören nur noch zwischen „Ey, wie cool ist es bitte, diese ca. 500 Stilrichtungen vollkommen ohne Scheuklappen hier unterzubringen?!“ und „Was soll das?!“.
Leider kann man sich mit wachsender Kenntnis vom Album zwischen diesen beiden Fragen auch nicht eher entscheiden. Die abgefahrenen, unkonventionellen Marschrichtungen, die AKPHAEZYA einschlagen, sind ziemlich genial umgesetzt, aber die anfangs beschriebene grobe Soundbasis, auf der die Band aufbaut, eher nicht. Man versäumt es, die vielen attraktiven Elemente richtig zusammenzukleben, sie in einen sinnigen Kontext einzubetten. Wenn AKPHAEZYA gerade einmal nicht nach fernöstlichen Sitar-Musikern, französischen Singer-Songwritern oder sonstwie vollkommen abgedreht klingen, wirkt das Metal-Füllmaterial ziemlich ziellos. Das ist insofern problematisch, als dass die Band bei allen Experimenten bezüglich ihres Sounds immer noch stark in diesem Sektor verwurzelt ist. Ebenjener Sound kommt, nebenbei bemerkt, leider nicht besonders druckvoll aus den Boxen, was wiederum schade ist, weil etwas mehr Eier gerade die harte Komponente mit Sicherheit in besseres Licht gerückt hätten.
Wenn ich wunderschöne Briefmarken aus aller Herren Länder habe, aber kein Album, wo ich diese adäquat und sinnvoll geordnet einsortieren kann, verschenke ich eine Menge des Potenzials, das meine Sammlung in ihrer Gesamtheit hätte. Und so schreiben auch AKPHAEZYA mit „Anthology IV (The Tragedy Of Nerak)“ leider ein Album, das einen alles in allem eher ratlos als beglückt zurücklässt. Die ganze Zeit möchte man die Band dafür feiern, dass es ihr so ganz und gar egal ist, was man von einer Metalband zu hören erwartet, aber wenn der Metal, der alle hirnrissigen aber genialen Einfälle zusammenhalten soll, so absolut gar nichts kann, macht das nur wenig Spaß. Die Franzosen sollten diesen entweder über Bord werfen und sich vollkommen auf ihre Fähigkeiten als Genre-Akrobaten konzentrieren, oder sich erst einen markanten eigenen Sound zulegen, bevor dieser wieder großzügig mit Versatzstücken aus anderen Genres angereichert wird. So klappt’s jedenfalls noch nicht so recht.
Wertung: 6.5 / 10