Hatte ich, ausgehend von Artwork und Bandname befürchtet, es handele sich bei SERPENTIA um Gothic Metal, beruhigt sich das Gemüt bei den ersten Klängen von „On The Wings Of Destiny“ insofern, als dass es hier wohl doch um Melodic Death Metal geht. Schon 1996 gegründet, legt die ursprünglich aus Polen stammende Band nach längerer Pause ihr immerhin drittes Full Length-Album vor.
Ist Melodic Death Metal prinzipiell ja ein relativ dankbarer Sektor für unkomplizierten Hörgenuss, liegt darin aber irgendwo auch ein wenig seine Krux: Die Grenze zwischen stimmungsvollen und banalen Riffs wird von vielen Bands mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit immer wieder überschritten. Ein bisschen ist das auch bei „The Day In The Year Of Candles“ der Fall: Prinzipiell schaffen SERPENTIA mit eine Reihe handfester Riffs durchaus angenehm düstere Atmosphäre, auch der Gesang, der sich irgendwo zwischen Screams und Growls bewegt, fügt sich ebenfalls stimmig in den Sound ein (welcher übrigens angenehm transparent aus den Boxen kommt). Nein, keine Frage, die 44 Minuten gehen gut herum, eingeschobene Auflockerungen in Form von bedächtigen Gitarrenmelodien, Klargesang oder auch mal Soli sorgen dafür, dass die Songs immer genug Abwechslung mitbringen, um nicht zu langweilen. Das Problem ergibt sich erst, wenn man das Album einmal durchgehört hat und feststellen muss, dass man sich an keinen einzigen Riff und keinen einzigen Refrain erinnern und nur mit Mühe einen Song benennen kann, der irgendwie hervorstach. Wie das halt so ist: Eingängigkeit, bzw. der Umstand, dass ein Album angenehm zu hören ist, sagt eben noch lange nichts darüber aus, ob es in der Lage ist, den Konsumenten auch tatsächlich zu packen und auf eine Reise durch die verschiedenen Songs mitzunehmen, die am Ende ein in ihrer Gesamtheit schlüssiges Gesamtbild abgeben. Die einzige Reise, auf die manche Songkonstrukte hier mitnehmen, ist die ins nirgendwo.
„The Day In The Year Of Candles“ ist nicht schlecht, denn das, was man hier bemängelt, muss man fraglos auch bei den meisten anderen Melodic Death-Bands bemängeln. SERPENTIA überraschen mit einigen coolen Melodieführungen sogar noch positiv und geben sich zumindest den Anstrich, nicht austauschbar zu sein. Ob allein dies tatsächlich für individuellen Sound reicht, wage ich zu bezweifeln, denn den Unique Selling Point sucht man schlussendlich doch vergebens. Kann man als Genre-Fan kaufen, handwerklich ist jedenfalls alles in trockenen Tüchern. Begeisterungsstürme bleiben aber dennoch aus.
Wertung: 6 / 10