Auch nicht schlecht! Eine deutsche Band wird von einem Label aus Zypern unter Vertrag genommen, damit ihr Album unter anderem in Deutschland veröffentlicht werden kann. Gut, wie und warum genau die Zusammenarbeit zwischen HARD RIOT und Pitch Black Records zustande kam, entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Vielleicht hat sich diese Band ganz bewusst dieses Label ausgesucht oder umgekehrt. Auf jeden Fall haben Phivos und seine kleine aber engagierte Plattenfirma mal wieder ein ungewöhnlich gutes Händchen für Talente bewiesen. Denn was uns HARD RIOT auf „Living On A Fast Lane“ präsentieren, lässt kaum darauf schließen, dass man es hier mit dem Debutalbum einer Nachwuchsband zu tun hat.
HARD RIOT spielen Hard Rock. Und in dem Fall ist da, wo Hard Rock draufsteht, auch Hard Rock drin. Als Einflüsse werden unter anderem AC/DC, Scorpions und Metallica angegeben. Die ersten beiden kann ich bestätigen. Die kantige Räudigkeit der Australier und das Gespür für ohrwurmartige Melodien der Hannoveraner kann man auf „Living On A Fast Lane“ deutlich vernehmen, ohne dass es irgendwie abgekupfert klingt. Metallica höre ich hier nirgends, sondern eher noch eine geradlinige, energetische Art, die mich so ein bisschen an Bands wie Motörhead oder V8 Wankers erinnert.
Beim Songwriting wirken die vier Heilbronner wie alte Hasen. Da sitzt jede Note genau an der richtigen Stelle, um den Stücken Leben und Atmosphäre einzuhauchen. Es zieht sich ein konstant gutes Kompositionsniveau durch das gesamte Album. Und dabei variieren HARD RIOT noch im Rahmen ihrer stilbedingten Möglichkeiten. Songs wie „Get Ready“ oder „Hellfire Rock“ gehen voll auf die Zwölf und lassen nicht nur die Konzerthallen, sondern auch die heimischen vier Wände wackeln. Mit genau der richtigen Dosis Melodik sind dafür „Don’t Need You“ oder „No Surrender“ versehen, um immer noch gut zu rocken, gleichzeitig aber auch durch die Harmonien den Gehörgängen zu schmeicheln, und das, ohne jemals in kitschige Gefilde abzudriften.
Die Mischung aus kantigen, kräftigen Rockern und melodiöseren, aber trotzdem energischen Stücken weiß über die gesamte Albumdauer zu gefallen. Ich brauche hier eigentlich keine spezifischen Anspieltipps zu nennen, da alle Songs was können. Und das tun die Musiker ebenfalls. Eine kraftvolle Rhythmusarbeit ermöglicht es den Gitarristen Andreas Rockrohr (welch passender Name!) und Michael Gildner, ihr vielseitiges und technisch versiertes Spiel bestens in Szene zu setzen. Das Highlight des Bandsounds finde ich dennoch den äußerst charismatischen Gesang von Michael Gildner. Er kann seine Stimme mit dem markanten, rauen Timbre unheimlich variabel einsetzen und den Gesang so auch gut der jeweiligen Songintensität anpassen. Am besten gefällt es mir aber, wenn er richtig kraftvoll singt und dabei sein mächtiges Stimmvolumen songdienlich zum Ausdruck bringt.
Unglaublich, welches Potential in der jungen Truppe steckt. Und was für ein Glück, dass Pitch Black Records dieses Potential auch erkannt haben und das Werk veröffentlichen. HARD RIOT liefern hier mit „Living On A Fast Lane“ ein klasse Hardrock-Album ab, das sich kein Anhänger der Spielart entgehen lassen sollte.
Wertung: 8.5 / 10