Review The American Dollar – Awake In The City

Postrock-Bands ergötzen sich oft daran, majestätische, zäh dahinfließende Klanglandschaften zu malen, die sich in einem mehr oder weniger plötzlichen, eruptiven Crescendo entladen. Dass man Postrock auch anders machen kann, beweist das New Yorker Duo THE AMERICAN DOLLAR, das mit „Awake In The City“ jetzt sein fünftes Studioalbum vorlegt.

Statt sich minutenlang anschwellenden Soundbergen hinzugeben, fassen sich Richard Cupolo (Gitarre, Keyboards) und John Emanuele (Schlagzeug, Keyboards) lieber kurz. Nicht einmal 4 ½ Minuten dauert der längste Track der CD, überwiegend bewegen sich THE AMERICAN DOLLAR im 3-Minuten-Bereich. Obwohl ihre Musik instrumental ist, komponieren die beiden Amerikaner richtige Songs; das haben sie sicher mit einer Band wie God Is An Astronaut gemeinsam, die auch überdeutlich Eindruck bei den jungen Soundtüftlern hinterlassen hat. Im Gegensatz zu dieser setzen Richard Cupolo und John Emanuele allerdings wesentlich stärker auf Ambient-Sounds, die ganz klar gleichwertig neben dem Postrock stehen.

Aus mehr oder weniger sanften Electro-Beats, repetitiven Pianomelodien, flirrenden Gitarren und recht süßlichen Melodien formen die beiden musikalische Kleinode, die beinahe danach schreien, von atemberaubenden Naturaufnahmen untermalt zu werden – das wissen sie vermutlich selbst, und stellen deshalb den Track „As We Float“ auf YouTube mit einem edlen Zeitraffer-Video voller grandioser Polarlicht-Aufnahmen zur Schau. Die eigentlichen Highlights sind allerdings in anderen Songs zu finden: Zum Beispiel in der unheimlich einnehmen Piano-Figur des Openers „Faces In The Haze“, im atmosphärisch-schwebenden, perfekt betitelten „Steeltown (Part One)“ oder der kristallinen Akustikgitarre von „Friends Of Friends“ – hier schenken THE AMERICAN DOLLAR kleine Momente des Glücks, der Ruhe und der Ausgeglichenheit. Ihre Musik ist geradezu optimal, um im Hintergrund gespielt zu werden, hat aber auch bewusst konsumiert eine enorm entspannende Wirkung.

Wer Postrock gerne kratzig und experimentell mag, greift besser gleich zu Godspeed You! Black Emperor. Bei THE AMERICAN DOLLAR ist alles harmonisch und vergleichsweise seicht. Die beiden Herren haben eine ganz klare musikalische Vision und halten hartnäckig daran fest. Das macht „Awake In The City“ zwar zu einer sehr runden und kurzweiligen Scheibe, zeigt aber auch schnell den engen musikalischen Rahmen auf, in dem sich die New Yorker Underground-Musiker bewegen. Abwechslungsreichtum spielt eine untergeordnete Rolle, die Zutaten und das Rezept sind immer ähnlich. Wen das nicht stört, der bekommt hier eine wirklich sehr schöne Platte, bei der die Gedanken schnell von überflüssigem Ballast befreit werden. Der schreckliche Bandname sei den beiden bei soviel toller Musik verziehen.

Übrigens: Wer THE AMERICAN DOLLAR näher kennenlernen will, dem empfehle ich neben den zahlreichen YouTube-Videos vor allem den kostenlosen Best-Of-Sampler, den die Band auf ihrer Website www.theamericandollar.info zum Download anbietet.

Wertung: 8 / 10

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