Als Quotenvegetarier bei Transit Poetry und Frontmann der inzwischen verblichenen Soul Of Sadness ist Stefan Siegl ein alter Bekannter in der deutschen Düstermetalszene. Jetzt hat er mit TERRATEYA eine neue Band am geformt und legt noch im ersten Jahr des Bestehens das Debütalbum vor. „Whispers Torn From A Raven`s Dream“ lautet der klangvolle und irgendwie auch geheimnisumwitterte Titel, hinter dem sich dreizehn Songs in einem durchaus breit gefächerten Klangspektrum verbergen.
Ähnlich bunt wie die bisherige Bandhistorie des Bandgründers geht es auf dem Album nämlich zu. Die ganze Nummer plump auf Gothic Metal würde dem Anspruch der Band nicht gerecht werden und wohl auch zu falschen Erwartungshaltungen von Seiten der potentiellen Fans führen – zumal die Band selber auch die Spielart „Filmphonic Metal“ aus der Taufe gehoben hat. Ich würde eher sagen: Gothic Metal, na klar, aber auch… Natürlich spart man nicht an bekannten elektronischen Spielereien, sicherlich klingt Stefans Stimme in dem einen oder anderen Moment etwas „aufgesetzt“, vor allem dann, wenn er in eine Art opernhaften Gesang einsteigt. Das Hauptaugenmerk liegt aber im Spannungsfeld Metal, die Gitarren spielen häufig entweder flinke Läufe oder kantige Melodien, die weit ab von einem soften Gedudel liegen, welches der kritische Hörer beim Gothic gerne mal vermutet. Dazu passend kriegen wir sogar einige Blastbeats um die Ohren gehauen und auch die technische Seite kommt nicht zu kurz. Stefan hat sich ohrenscheinlich einige Mitmusiker gesucht, die ihr Fach gut verstehen. Das sorgt nicht nur ganz allgemein für Abwechslung, es hält auch die Spannung hoch und fesselt dabei mitunter den Hörer an die Musik. Besonders schön aus der heutigen Sicht, in der mit Technik praktisch alles möglich ist, ist der Umstand, dass mit Rose Simpson eine „echte“ Violinistin dabei ist. Ich gebe es ehrlich zu, den Unterschied zur Konservengeige kann man kaum noch ausmachen, auch wenn es live natürlich schon was hermacht, wenn jemand den Bogen über die Saiten bewegt, anstatt dass man etwas hört, was von den Protagonisten gar nicht gespielt wird. Die Erhaltung gewisser Traditionen macht einen heute, wenn man es vor fünf bis zehn Jahren noch genauso gekannt hat, durchaus etwas glücklich. Möge sich die Band dies noch lange bewahren!!
Eine andere Frage ist, ob die opulente Spielzeit von über einer Stunde heute noch ganz zeitgemäß ist. Dies soll nicht als harte Kritik verstanden werden, lediglich als kleine Anmerkung, denn hinten raus lässt die Platte schon etwas nach. Vermutlich werden einige Songs schon vor der Bandgründung zumindest in Gedanken vorhanden gewesen sein, aber auch so wäre es vielleicht ein kleiner Tipp an die Band, sich vor dem nächsten Album etwas mehr Zeit zu lassen, damit die gesamte Spielzeit über die Qualität hoch gehalten werden kann. Wie gesagt, dies ist ein kleiner Schönheitsfehler, ansonsten muss ich sagen, dass mich TERRATEYA mit ihrem Debüt durchaus überzeugen, auch wenn der esoterische Touch von Transit Poetry und der eher elektrolastige „Tanzmetal“ von Soul In Sadness hier nur sehr untergeordnete Rollen spielen. Aber es wäre ja auch kaum Sinn der Sache, eine neue Band exakt so aufzuziehen wie die Vorgänger.
Wertung: 7.5 / 10