(Extreme Metal / Hardcore / Progressive Metal) CB MURDOC nutzen erst mal ein Drittel ihrer Band-Info, um ausführlich über das trendige Nicht-Genre Djent abzulästern, indem sie es als „absurdes Geschwätz von ewig analfixierten Internet-Zeitverschwendern“, die gerne alles und jeden überanalysieren, abtun. So weit, so amüsant, und eben auch nur die pubertär formulierte, aber immerhin treffende Ansicht des Promo-Texters. Ihn hält die Schimpftirade indes nicht davon ab, die Stockholmer ein paar Wörter weiter selbst als schelmischen, kleinen Bruder der Proto-Djentlemen von Meshuggah zu bezeichnen, durch die die Szene im Begriff ist, sich zu verändern. Dass der Sechser aber noch einen weiten Weg vor sich hat, bevor er mit rausgestreckter Brust durch die Metalwelt stolzieren dürfte, beweisen die acht Darbietungen auf dem vorliegenden Debüt „The Green“.
Ab der ersten Minute wird dann auch gleich das Gaspedal durchgetreten, als man in Hochgeschwindigkeit gegen eine brachiale Gitarrenwand blastet – extrem, progressiv, todesmetallisch. Sofort schießen einem Namen wie Gojira und eben Meshuggah ins Gedächtnis, aber auch die kanadische Chaostruppe von Strapping Young Lad zu SYL-Zeiten kann man hier heraushören. „I am your god“, so stellt sich Frontsau Johan Ljung selbstbewusst vor, als er in Hardcore-Manier ins Mikrofon keift und dabei auch ein bisschen schwarzmetallisch klingt. Das mag wahrscheinlich daran liegen, dass beinahe die komplette Mannschaft zuvor in der mittlerweile aufgelösten Black-Metal-Band Mörk Gryning gezockt hat. Die Stimme ist dabei relativ leise reingemixt, lauter will man die aber auch gar nicht hören, denn Ljungs Geschrei ist durchweg gesichts- und charakterlos.
So frickeln, riffen, knüppeln und brüllen sich CB MURDOC durch 40 Minuten Spielzeit, die Songstrukturen sind dabei vertrackt und warten mit vielen Rhythmuswechseln auf („Devon“, „Changeling“, „Trinkets Of Deceit“), gehen aber manchmal auch ein bisschen geradliniger zur Sache: „Patch“ etwa klingt zu Beginn wie ein Cover einer Punk-’n’-Roll-Nummer, der das Sextett seinen Stempel aufgedrückt hat, mit fast schon tanzbaren, immerhin aber simpler voranpreschenden Rhythmen, während auch „Adore“ und „Two In One“ eher die Hardcore- als die Djent-Einflüsse in den Vordergrund rücken, wobei das Rumpelstilzchen am Mikro hin und wieder amtlich an den Nerven zerrt. „D.I.D.“ hingegen wurde wohl auf einem Kurzausflug nach Göteborg geschrieben.
Die Tracks haben allerdings auch einige Gemeinsamkeiten, so finden sich in jedem Song verhältnismäßig melodische Instrumentalparts oder auch mitreißende, nicht überladen wirkende Gitarrenspielereien, die jedoch immer im Lead-Bereich bleiben – Soli sucht man auf „The Green“ vergeblich. Die Keyboard-Sounds sind meist ziemlich abgefahren, ohne dabei jedoch penetrant zu wirken, und unterstützen hymnische Passagen durch ihre Klangteppiche. Nichtsdestoweniger ist hier und da Däumchendrehen angesagt. Man ertappt sich dabei, zurückzuskippen, weil man sich irgendwie nicht daran erinnern kann, was gerade in den letzten zwei Minuten passiert ist, um dann festzustellen, dass man gar nichts verpasst hat – eine Hörerreaktion, die man als Band mit solch einer instrumentalen Dichte und Intensität erst mal hinbekommen muss.
Alles in allem eine ordentliche Scheibe, doch wie der Albumtitel schon andeutet, sind CB MURDOC noch grün hinter den Ohren. Die Stil-Kollegen von Outcast und The Safety Fire haben kürzlich hochwertigere Releases rausgehauen, und auch mit Genre-Großmeistern wie Textures oder Periphery ist man hier besser beraten. „The Green“ wird zwar mit einigen Durchläufen besser, aber ein sinnvolles Argument, warum man nicht lieber gleich zum großen Bruder Meshuggah gehen soll, der (ein Schelm, wer Böses dabei denkt) lustigerweise am selben Tag seine neue Platte „Koloss“ veröffentlicht, fällt nicht ein. Wer also wirklich, wirklich auf den Sound steht, kann gerne beim Musikhändler seines Vertrauens auf dem Weg zum Buchstaben M auch mal bei C anhalten und reinschnuppern.
Wertung: 6.5 / 10