Ich gebe es zu, ich bin vermutlich ein eher aussergewöhnlicher ENTHRONED-Fan, halte ich doch immernoch ausgerechnet das vielgescholtene „Tetra Karcist“ aus dem Jahre 2007 für das stärkste Album der Belgier. Weder auf den Alben davor, noch auf dem nachgeschobenen „Pentagrammaton“ wussten ENTHRONED derart elegant mit Melodien und Songarrangements zu hantieren denn auf diesem Album. Dementsprechend enttäuschte mich „Pentagrammaton“ auch herbe – wurden hier doch auf einen Streich alle Innovationen, die mit „Tetra Karcist“ in den Sound der Band einzug gehalten hatten, rückgängig gemacht.
„Sepulchred Within Opaque Slumber“, der Opener des nun anstehenden, neunten Studioalbums des Quartetts, beginnt hingegen richtiggehend verheißungsvoll: In gewohnter Manier prügelt der Song energiegeladen drauf los, findet jedoch ein einem sacral angehauchten Chor-Part ebenso wie in einem im Tempo gemäßigten Mittelpart kurze Ruhepunkte, bevor richtiggehend groovendes Schlagzeug das Stück gegen Ende hin nocheinmal kräftig nach vorne peitscht. Auch Quasi-Titeltrack „Nonus Sacramentvm – Obsidium“ beginnt verheissungsvoll, und kann durch seine rohe Aggression überzeugen – allein, ebenso deutet sich hier so langsam das typische Leiden an, an welchem alle ENTHRONED-Werke kranken: Dem Mangel an Höhepunkten.
Zu schnell verfallen ENTHRONED in ihr klassisches „Schema F“, geben sich damit zufrieden, einen neuen Song fertiggestellt zu haben, anstatt sich zu fragen, wie man diesen zu etwas Besonderem machen könnte. Als Resultat ist auch „Obsidium“ atmosphärisch „extrem homolog“, um einen Euphemismus zu bemühen: Für sich selbst genommen sind die Songs allesamt nicht schlecht und begeistern sogar durch das ein oder andere Detail wie ein Solo oder eine Variation des Gesangsstils – allein, im Kontext gehen die Stücke erneut schlichtweg verloren. Zwar ist es ENTHRONED dieses mal definitiv eher als auf dem Vorgänger gelungen, für Abwechslung zu sorgen, allein, wirklich markant sind all diese Merkmale nicht: Zu oft versinkt ein Solo schlicht im Nebel hinter dem durchgeschrammelten Riff, zu oft klingt das entsprechende Riff wie das davor…
Nach nichteinmal einer Dreiviertelstunde ist der Spaß auch schon wieder vorbei – und wie schon beim Vorgänger liegt erneut die Frage nach dem „Und weiter?“ (oder sollte man, der Schmissigkeit halber, besser auf neu-deutsch beziehungsweise alt-englisch „So What?!“ schreiben?) in der Luft. Denn auch, wenn ENTHRONED sich im direkten Vergleich zu ihrem letzten Album etwas gesteigert haben, ist das, was nach 40 Minuten Spielzeit tatsächlich hängen geblieben ist, doch reichlich wenig. Schade, der Band hätte ich zumindest nach „Tetra Karcist“ tatsächlich mehr zugetraut, als über Jahre hinweg weiter im Mittelmaß herumzudümpeln.
Wertung: 6 / 10