Was macht ein gutes, in sich stimmiges Album aus? Dass die einzelnen Songs zu gefallen wissen? Das Zusammenspiel der einzelnen Songs auf Albumlänge? Die Atmosphäre? Die Instrumental-Rock-Band MONDRIAN OAK aus Italien beantwortet diese Frage auf ihrem zweiten Album „Aeon“ mit allen drei Antwortmöglichkeiten, schafft es auf der vollen Distanz aber zusätzlich auf atemberaubende Weise darzustellen, wie ein Album als Gesamtkunstwerk funktionieren kann.
Musikalisch treiben sich die vier Jungs im weiten Feld zwischen Post-Rock, Doom und Sludge umher: Das Tempo der einzelnen Songs bewegt sich in sehr niedrigen BPM-Gefilden, schleppendes Schlagzeug und tiefe Gitarrenmelodien wechseln sich mit mächtigen Riffs ab und hinter allem liegt ein bedrohliches Basswummern. Tatsächlich von „einzelnen Songs“ zu reden verbietet sich beim Hörerlebnis von „Aeon“ allerdings beinahe.
Durch die Betitelung der Tracks nach ihrer jeweiligen Position in der Tracklist gleicht das ganze Album vielmehr einem einzelnen, 56 Minuten langen Song. Mit einigen wenigen Tönen und minimalem Schlagzeug-Einsatz könnte man die ersten vier Minuten beinahe als so etwas wie Ambient-Doom bezeichnen. Außer viel Gitarrenfeedback zwischen den einzelnen Tönen passiert hier sehr wenig, bis schließlich in einem reibungslosen Übergang musikalisch so etwas wie düstere und langsame …And You Will Know Us By The Trail Of Dead erscheinen, die sich immer wieder mit an Sludge oder Post-Hardcore erinnernden Riffmelodien à la Isis abwechseln. Ruhige, in ihrem Sog an schwarze Löcher erinnernde Töne werden immer wieder gewalttätig von alles niederwalzenden Gitarren gesprengt sowie von flirrenden Gitarrenmelodien abgelöst und/oder überlagert.
Dem ständigen Wechselspiel von Steigerung und Explosion kommen MONDRIAN OAK zwar nicht vollkommen aus, und strapazieren mit einigen zu lang geratenen Wiederholungen einzelner Parts teilweise die Geduld des Zuhörers – insgesamt gleicht das ganze Album allerdings mehr einer durch unterschiedliche Dynamiken vorgetragenen Steigerung. Das ist keinesfalls als Kritik zu verstehen, wird die Spannung hierdurch doch ständig am Anschlag gehalten und das Album immer wieder überraschend. Dass die Band immer wieder die Verstärker voll aufreißt und (im Vergleich zum sonstigen Downtempo) auch ordentlich aufs Gas tritt, macht „Aeon“ noch stimmiger in sich selbst.
Die mächtige, alles um sich verschluckende und teilweise sogar bedrohliche Atmosphäre von „Aeon“ ist schlichtweg beeindruckend. Die Unterteilung in einzelne Songs, welche MONDRIAN OAK ja auch nur rudimentär vorgenommen haben, ist eigentlich unnötig, da das ganze Album als ein schwarzer Obelisk für sich selbst steht. Dass hinsichtlich der Produktion noch eine Schippe draufgelegt werden könnte und das Album auf Grund seiner Stimmung relativ monoton gerät, sind negative Aspekte, die hinsichtlich des Hörgenusses vollkommen in den Hintergrund gestellt werden können.
Wertung: 7.5 / 10