Da geht die Sonne auf in der deutschen MA/Folk-Szene – „Es werde Licht“ von IGNIS FATUU ist ein Erstlingswerk, wie man es selten zu hören bekommt. Die fünf Jahre seit der Bandgründung 2004 haben die Franken ganz offensichtlich mit gründlicher Stilfindung zugebracht, denn was dem geneigten Hörer auf dieser Silberscheibe präsentiert wird, ist nicht nur sehr professionell eingespielt und gemischt, sondern auch eingängig, rund und mit Wiedererkennungswert.
Die Ohrwurm-Qualität erinnert an Saltatio Mortis, die Texte sind gut geschrieben, originell und teils recht pfiffig, und aus jeder Note schreit einem das Potenzial dieser Band laut entgegen.
Für den oben genannten Wiedererkennungswert sorgt hauptsächlich die interessante Stimmenkombination, bei der das durchaus leicht lokal eingefärbte Organ von Alexander sich immer wieder wie ein Reibeisen an Irenes glockenhellen, klaren Gesang schmiegt. Die Mischung macht’s, und die Arrangements wissen durchaus, mit diesem Kontrast zu spielen. Die (mir teils noch etwas zu simpel gestrickten) Hauptmelodien sind dazu noch so eingängig, dass sie noch stundenlang im Kopf bleiben, selbst wenn man sie erst einmal gehört hat. Filigrane Melodien für Flöte und Geige, sowohl als Solo als auch als Begleitung, runden den Gesamteindruck ab.
Dass man es bei IGNIS FATUU mit einer Band zu tun hat, die es wahrscheinlich sehr weit nach oben schaffen wird, ist nicht zu überhören. Das Potenzial ist riesig, und das Konzept in meinen Augen lückenlos, da gut ausgearbeitet. Dennoch bleiben kleine Kritikpunkte, die die nötige kreative Luft nach oben und Platz für Entwicklung lassen (der, wie man bereits am zweiten Album „Neue Ufer“ klar erkennt, gut genutzt wurde). Eigentlich sind es sogar eher Wünsche für Zukünftiges, das auf diesem Grundgerüst aufbauen, sich aber trotzdem weiterentwickeln soll. Da will man noch mehr Experimentierfreude hören, mehr Komplexität, mehr von allem, was in diesem Album schon zu hören ist aber sicher noch nicht voll ausgeschöpft wurde.
Außerdem würde ich zu einem ansprechenderen Artwork raten, das gilt sowohl für die Optik des Bildes als auch für die der Typographie und vor allem für das Nicht-Zusammenpassen dieser beiden. Das doch recht zusammengeschustert wirkende Cover (das bei Neue Ufer zwar deutlich besser, aber immer noch nicht wirklich ideal ist) wird dem professionellen Inhalt der Scheibe leider nicht gerecht.
Als Anspieltipps mit Ohrwurmgarantie seien besonders „Drachenreiter“ und „Wächter der Nacht“ zu nennen. Beide brennen sich besonders intensiv ins Gehirn ein. Doch auch dem etwas ruhigeren Stück „Dein Stern“ sollte man einige Beachtung zukommen lassen. Dort kommt das harmonische Zusammenspiel der beiden Gesangsstimmen besonders schön zur Geltung.
Wertung: 8.5 / 10