Review Black Messiah – The Final Journey

“The Final Journey“? Manchem Fan bleibt bei so einem Albumtitel die Freude über die neue CD wohl im Halse stecken. Für BLACK MESSIAH-Anhänger aber besteht kein Grund zur Sorge, die titelgebende letzte Reise kündet nicht von der anstehenden Auflösung der Truppe. Die Ruhrpott-Wikinger behandeln stattdessen mit der „Naglfar Saga“ das berühmte Totenschiff aus der nordischen Mytholigie, welches aus den abgeschnittenen Zehennägeln der Toten gebaut wurde und die Krieger zur letzten Schlacht gegen die Götter führt. Ob man das thematisch dazu passende Coverartwork deswegen gut finden muss… ich denke nicht.

Ein Konzeptalbum wie den Vorgänger „First War Of The World“ legen die Gelsenkirchener aber nicht vor, immerhin die ersten sechs Lieder stehen jeweils für sich alleine. Nach wie vor spielen BLACK MESSIAH schnellen und melodiösen Viking Metal, der auch immer wieder Richtung Power Metal und den Black Metal-Wurzeln schielt. Das eröffnende „Windloni“ wirft den Hörer direkt mitten ins Geschehen: Von Beginn an werden kalt angeschwärzte Riffs sowie unverschämte Eingängigkeit durch die bandtypischen Keyboard- und Gitarrenklänge zu einem mehr als angenehmen akustischen Schlachtengetümmel zwischen Raserei und epischer Breite vermengt. „Der Ring mit dem Kreuz“ setzt im Anschluss auf die Violine als zum Teil tragendes Instrument. Damit erzeugt man zwar etwas zu viel fröhliche Polka-Stimmung, verfällt glücklicherweise aber nie in platte Sauf- und Schunkelgefilde. „Der Ring mit dem Kreuz“ ist dann nicht zuletzt durch seinen klar gesungenen Refrain der Höhepunkt der ersten Albumhälfte, aber auch „Linfdisfarne“ kann als feiner Black Metal-Ausbruch punkten.
Das Herzstück der sechsten Scheibe der Gelsenkirchener ist dann halt doch der knapp 23-minütige Konzeptteil, hier werden ab dem „Prologue“ durch die melancholische Geige auch klassische Einflüsse deutlich, während „Mother Hel“ sehr schwarzmetallisch daherkommt und dies neben dem üblichen Krächzen und Kreischen mit heroischen, opernartigen Gesängen kombiniert – sehr gelungen! „On Board“ begeistert mit einem Wechsel zwischen Epik und Aggressivität, das abschließende „Sailing Into Eternity“ erfreut mit pathetischem Klargesang und tollen Keyboard-Melodien.

Während die „Naglfar Saga“ durch Zusammengehörigkeit und Abwechslung gleichermaßen punktet, stehen die ersten 33 Minuten etwas in Frage. Musikalisch ist das schon alles gut, aber auch durch den mehrfachen Wechsel zwischen deutschen und englischen Texten mag sich keine rechte Konstanz einstellen, etwas zerpflückt wirkt die Zusammenstellung. Viel mehr zu kritisieren gibt es, abgesehen vom oft zu argen Einsatz der Double-Bass, nicht mehr wirklich etwas. BLACK MESSIAH schaffen es als eine weniger Bands, mich im Viking Metal-Sektor noch prächtig zu unterhalten und nicht zu nerven – keine Seltenheit, da das Feld musikalisch und lyrisch schon allzu abgegrast erscheint. Umso höher ist die Qualität von „The Final Journey“ zu bewerten, auch wenn grundlegend Neues natürlich auch hier nicht zu finden ist, dafür aber durchgehend gute Wikinger-Musik mit vertretbarem Kitsch-Faktor.

Wertung: 7.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert