RIZON sind auch schon seit 1997 im Metal-Business unterwegs. In der Zeit hätten sie durchaus schon meinen Weg kreuzen können, besonders bei der stilistischen Ausrichtung. Haben sie aber dennoch nicht, und überhaupt gibt es zu den ersten beiden Alben kaum Reviews. Seit Karthago Records zu Pure Steel gehört, findet für die Releases eine umfassendere Promotion statt, und so erhält „Masquerade“, das dritte Album der Schweizer, jetzt sicherlich die Aufmerksamkeit, die es auch verdient hat.
RIZON spielen Melodic Metal, der viel Wert auf ohrwurmartige Melodien, variantenreiche Konstrukte und hymnische Höhepunkte legt. Hin und wieder wird mal der Power Metal leicht angeschnitten oder finden sich auch ein paar symphonische oder rockige Elemente. Aber all zu sehr weichen RIZON nie von einer ziemlich harmonischen Marschroute ab.
Brauchen sie aber auch nicht, da sie den Melodic Metal kompositorisch beherrschen wie nur wenige andere Bands. Die Melodien vereinnahmen schnell die Gehörgänge und die schön thronenden Höhepunkte krönen im wahresten Sinn des Wortes die Stücke. Da sich „Masquerade“ über 13 Tracks und rund 72 Minuten Spielzeit erstreckt, ist es sicherlich nicht einfach, den Hörer beständig bei Laune zu halten, zumal man sich schon recht enge stilistische Grenzen steckt. Dennoch macht sich keine Langeweile oder Eintönigkeit breit. RIZON haben einfach ein wunderbares Songwriting-Händchen für melodischen Metal.
Für Abwechslung sorgt die Tatsache, dass sich mit Matthias Götz und Seraina zwei ausgezeichnete Frontleute die Gesangsarbeit teilen. Beide haben sehr charakteristische Stimmen. Matthias hat ein ausdrucksstarkes, variables Organ mit angerautem Timbre, kann mit zunehmender Energie aber auch recht klar singen. Seraina ist noch variabler, beherrscht mehrere Lagen und überzeugt mit sinnlichem Gesang genauso wie mit einer kräftigen Rockröhre. Und im Duett gelingt es den beiden, die Hörer noch intensiver mitzureißen. Aber auch wenn die auffällige Gesangsleistung irgendwie im Mittelpunkt steht, machen alle Musiker einen prima Job und tragen ihren Anteil zum Gelingen des Albums bei. Trotz der harmonischen Ausrichtung ist das Keyboard nie zu dominant. Die Gitarren bleiben stets soundbestimmend und sorgen für die nötige Dynamik.
Tja, was soll ich als Anspieltipps herausfischen? „Masquerade“ ist durchweg klasse, leistet sich keine Ausfälle oder Filler, sondern spielt sich insgesamt auf einem gleichbleibenden Niveau ab. Man findet zwar schon noch individuelle Favoriten, aber die Stücke schenken sich qualitativ kaum etwas. Mir gefallen „High Flyer“, „Masquerade“, „Tears Of The Sun“, „Rise On“, „Cold Winters Night“ und „Time After Time“ am besten, doch ist diese Auflistung fast beliebig austauschbar und ich könnte auch einfach die Tracklist als Anspieltipps zitieren.
Ich mache es im Fazit kurz: „Masquerade“ ist eines der besten Melodic-Metal-Alben, die ich in letzter Zeit gehört habe, und wer sich nur halbwegs für das Genre interessiert sollte sich das Werk nicht entgehen lassen.
Wertung: 9 / 10