Dass man bei Magazinen eher selten Punktwertungen im unteren Drittel der Skala findet, ist kein Zufall – kommen die meisten Promo-CDs doch über Labels zu uns, und diese treffen bekanntlich nach recht strengen Kriterien ihre Vorauswahl an Bands, welche sie unter Vertrag nehmen und anschließend ins Rennen schicken. Die Kriterien sind hier zu einem gewissen Teil leicht nachvollziehbar… professionell eingespielt und aufgenommen sollte die CD sein, musikalisch etwas zu bieten haben und optimalerweise entweder einem gerade aktuellen Trend hinterherrennen, oder aber etwas Eigenständiges, Unverbrauchtes zu bieten haben.
VARDLOKKUR jedoch haben und „Articulo Mortis“ ist nichts davon. Was die Dänen auf ihrem zweiten Album abliefern, ist vielmehr eine Unverschämtheit, und zwar solchen Formats, dass ich eigentlich gar nicht so recht weiß, wo ich mit dem Schimpfen anfangen soll.
Denn bereits die Rahmenbedingungen sind nichts weniger als eine Frechheit: Hinter dem vielleicht dümmsten Albumcover, das der Black Metal nach Ende der ersten Welle anfang der 90er hervorgebracht hat („Wer will noch mal, wer hat noch nicht – Metallketten für alle Zwecke – nur heute im Angebot! Oh, und stören sie sich nicht an dem bisschen Blut, mir ist da heute morgen beim Rasieren was blödes passiert…“) und einem ebenso von Klischee und Belanglosigkeit triefenden Albumtitel („Articulo Mortis“… der Todeszeitpunkt also. Welch bislang sträflich vernachlässigtes Thema in der Welt der Musik! Danke fürs Nachholen!) verbirgt sich nämlich zunächst – Radau. Ein anderes Wort fällt mir auf die Schnelle leider nicht ein, und allzu viel Zeit möchte ich mit diesem rüpelhaften Geprügel eigentlich nicht verschwenden: In übelstem Homerecording-Sound wummert und brummelt und schnarrt hier irgendetwas aus den Boxen, was sich erst im zweiten Song als Musik identifizieren lässt – allerdings nur mit viel gutem Willen und wenig Respekt vor dem Terminus „Musik“. Denn das, was VARDLOKKUR hier zusammengebastelt haben, hat mit Musik im Sinne angenehmer Tonfolgen oder auch eines irgendgeartet gefühlsstimulierenden Erlebnisses nichts zu tun: Vollkommen ohne Hirn und Verstand, zudem leider auch ohne jedwedes Gefühl für die Beherrschung ihrer Instrumente ballern die Dänen hier drauf los und präsentieren dem Hörer am Ende ein Resultat, das bei jeder vernünftigen Band als unbrauchbarer Proberaummitschnitt im Müll gelandet wäre: Vollkommen sinnfrei reihen sich hier Riffideen aneinander, ohne dass sich auch nur ein irgendgearteter Zusammenhang erkennen lässt… wobei sich über diesen Satz sicherlich trefflich diskutieren lässt, gehen manche der hier verbrateten Zwei-Powerchord-Riffs doch wirklich nur mit viel gutem Willen als „Riffidee“ durch… mit etwas weniger weder als Riff noch als Idee.
Dazu schreit Sänger Vrede unkonntrolliert herum, und Saulc prügelt auf die Felle seiner Drums ein, als gäbe es kein Morgen (ob er selbiges mit den Becken auch macht, ist leider nicht herauszuhören).Da offenbar sogar der Band aufgefallen ist, dass das alles für ein Album vielleicht noch ein bisschen wenig ist, wurde die Suppe durch einige Einsprengsel wie „Melodiefragmente“, „Bridges“ oder „Breaks“ aufgelockert… dass das den Songs mitnichten kreative Tiefe verleiht, braucht an dieser Stelle wohl kaum weiter ausgeführt zu werden.
Dass eine Band ein Album wie dieses schreibt, ist für sich genommen schon dreist – dass sie damit jedoch auch noch zumindest insoweit Erfolg hat, als es tatsächlich ein Label gibt, das sich dieser Gräueltat annimmt, schlichtweg abenteuerlich. „Articulo Mortis“ hat nichts, aber auch wirklich gar nichts, was man nicht auf jedweder anderen Black-Metal-CD auch, und auf den meisten wohl sogar besser gemacht zu hören bekommt.
Wie man in Zeiten, in denen es wohl mehr Bands gibt denn je, die sich darum reißen, gesignet zu werden, ein Label dazu bringt, ein derartig lieblos, talentfrei und zu guter Letzt auch technisch schlecht umgesetztes Album zu veröffentlichen, wüsste ich wirklich gerne – ich denke, mit diesem Geheimnis ließe sich mehr Geld verdienen, als VARDLOKKUR mit diesem Machwerk jemals einspielen werden, so an der Szene nicht auch Hopfen und Malz verloren ist. Denn eines ist sicher:Das schönste an „Articulo Mortis“ ist die Stille danach, und die beruhigende Gewissheit, dass dieses Album bei mir kein zweites Mal laufen wird.
Wertung: 1 / 10