Februar 2012

Review Swallow The Sun – Emerald Forest And The Blackbird

SWALLOW THE SUN sind mittlerweile durchaus als alte Hasen im Dark-Metal-Sektor zu bezeichnen. Seit 2003 veröffentlichen die Finnen in regelmäßigen und kurzen Abständen neue Alben und beglücken damit die Freunde der dunklen Künste fernab weichgespülter, halbgotischer Klischees auf der einen und Hochgeschwindigkeits-Blastbeats auf der anderen Seite. Typisch finnisch, möchte man meinen und liegt damit nicht verkehrt.

Als erstes fällt das Cover von EMERALD FOREST AND THE BLACKBIRD ins Auge. Rami Mursula hat hier hervorragende Arbeit abgeliefert, stimmig, atmosphärisch und gleichermaßen depressiv wie hoffnunsgvoll. Das macht Lust auf das Album, auch wenn ich zugeben muss, bislang nie so richtig warm geworden zu sein mit SWALLOW THE SUN. Nur vereinzelt blieben die Songs dauerhaft hängen. Dies soll sich nun endlich ändern und mit dem beinahe zehnminütigen Titeltrack-Opener legen die Jungs um Bandkopf Juha Raivio entsprechend vor. Fast wie eine Ouvertüre in einer klassischen Oper werden schon viele musikalische Elemente des Albums vorgestellt. Das soll nun aber nicht heißen, dass man sich in den folgenden neun Songs kopieren würde. Vielmehr nehmen die Lieder die Stimmung des Anfangs immer wieder auf. Härtere Nummern und eher akustikbetonte Songs wechseln sich in bewährter Manier immer wieder ab bzw. halten sich in etwa die Waage. Es scheint fast so, als wenn man sich weder in der (härteren) Gothic-Ecke noch in der (softeren) Death- oder Black-Ecke so richtig einnisten will. Und so nimmt es kein Wunder, dass mit „This Cut Is The Deepest“ ein eher lansgamer Song zu den absoluten Highlights zu zählen ist. Viel warme Akustikgitarre, emotionaler Gesang und große Melodien veredeln diesen Song, der vielleicht nicht den Ohrwurmcharakter von „Falling World“ hat, ansonsten aber locker mit dem „New Moon“-Hit mithalten kann. Trotzdem geht es noch eine Spur besser, wie SWALLOW THE SUN mit dem folgenden „Hate, Lead The Way“ unter Beweis stellen. Wesentlich schneller, härter und rauer als die beiden Vorgänger entfaltet der Song seine epische Atmosphäre, wie sie eigentlich nur im Land der 187.888 Seen kreiert werden kann. In Sachen Intensität hingegen fallen mir Sturm-und-Drang Bands wie Emperor ein, auch wenn man sich nicht vertun sollte: im Gegensatz zu den Norwegern wird hier immer noch in lockerem Mid-Tempo gearbeitet.

Die lange Spielzeit von deutlich über einer Stunde lässt bei dem einen oder anderen vielleicht Skepsis aufkommen, es soll ja Bands geben, denen die Ideen ausgehen und der Hörer entsprechend mit wenigsagender Langeweile gequält wird. Auch SWALLOW THE SUN können das Niveau der ersten drei Songs nicht über die volle Dauer halten, wobei der Einsatz von Nightwishs Anette Olzon wohl eher marketingtechnische Gründe hat, das von ihr mitintonierte „Cathedral Walls“ wäre auch ohne sie eine tolle Nummer. Trotzdem bleibt der Spannungsbogen erstaunlich und erfreulich hoch und mit den das Album abschließenden „April 14th“ und „Night Will Forgive Us“ hat man noch mal zwei herausragende Songs dabei. Meiner Meinung nach ein fast perfektes Album, dem man gerade im dunklen Winter einige Durchläufe gönnen sollte. Fans der Band und solche, die es werden wollen, können hier gerne bedenkenlos zugreifen, die Trademarks sind klar, die Qualität ist hoch und das Material über fast die gesamte Dauer so stimmig wie das eingangs erwähnte Artwork.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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