PILGRIM haben erst eine Zwei-Track-Demo sowie eine ebenso umfangreiche Split-EP mit den hierzulande gleichermaßen unbekannten Kollegen von Ice Dragon veröffentlicht, und doch ist es dem Trio aus Rhode Island, dem kleinsten Staat der USA, gelungen, für ihr Debütalbum „Misery Wizard“ einen Deal mit Metal Blade unter Dach und Fach zu bringen. Nun muss man kein Doom-Experte sein, um schon beim Blick auf den Albumtitel eine Vorahnung zu bekommen, wohin die musikalische Reise geht, und in der Tat, dieser knapp einstündige Brocken ist ein Doom-Album, das diese Bezeichnung wahrlich verdient hat.
Schließlich kann man die drei Amis getrost zu den langsameren Vertretern ihres Genres zählen, und das will was heißen. So zähflüssig und schleppend, wie PILGRIM hier zu Werke gehen, muss man sich nicht wundern, dass zwei Drittel der Tracks die Zehnminutengrenze überschreiten oder zumindest verdächtig daran kratzen. Daher dauert es dann auch gute zwanzig Minuten, bis mit dem Mittelteil von „Quest“ mal eine Passage kommt, die man als zackig oder flott bezeichnen kann und den Hörer aus seiner Lethargie reißt.
Um nicht weiter mit trockenen Zahlen zu nerven, an dieser Stelle eine trockene Liste von Einflüssen, um die Richtung näher zu beschreiben, in die das Trio mit den bescheuert-genialen Künstlernamen pilgert: Es ist eine eigenständige Mischung aus Electric Wizard, Reverend Bizarre, Saint Vitus und – wer hätte es gedacht – frühen Black Sabbath. Sänger The Wizard heult und jault mal unheimlich und angespannt, mal kläglich und beschwörend ins Mikrofon und vermittelt dadurch eine teilweise hypnotisches Feeling, was bei dem selbst für Doom eher minimalistischen Ansatz der Instrumentalisierung zusätzlich für die unheilvolle Atmosphäre sorgt. Die Songgrenzen sind meist fließend und unscheinbar, die Produktion bewusst erdig und roh gehalten, der oft genannte „Retro-Sound“ findet sich auch auf dieser Platte wieder.
Unterm Strich bieten PILGRIM hier nichts Neues, da dies im innovationsfremden Bereich des Doom-Metals aber schon als überflüssige Bemerkung gilt, sei abschließend gesagt, dass „Misery Wizard“ eine unterhaltsame Portion Lava geworden ist, die mit einer nicht zu unterschätzenden Menge von Querverweisen in die Vergangenheit aufwartet – nicht öde, aber man muss schon begeisterter Fan des Stils sein, um sich von diesem Album ernsthaft von Anfang bis Ende mitreißen lassen zu können, zieht es sich stellenweise doch wie Gummi. Da ich das nicht weiter veranschaulichen will, indem ich es euch am Leseerlebnis dieser Rezension nachempfinden lasse, soll es an dieser Stelle genügen – nach einigen Durchläufen von „Misery Wizard“ wird sich unter den Hörern die Spreu vom Weizen trennen.
Wertung: 7 / 10