Davon, dass ALL ITS GRACE live eine Macht sind, konnte ich mich bereits überzeugen. Ob die sympathische Art des Quintetts auch auf ihrem aktuellen Output „Moloch“ zu spüren ist und inwieweit der eingängige Metalcore auch auf Platte funktioniert, das wollen wir in den folgenden Zeilen eruieren.
Über zwei Minuten braucht die Scheibe um richtig in die Gänge zu kommen. Nachdem der etwas ausufernde Versuch Stimmung aufzubauen schon mal schief ging, gehen ALL ITS GRACE mit dem Eröffnungstrack „Ruined Minds In A City Of Old“ auf Nummer sicher und bieten typischen Metalcore mit schönen Melodiebögen, heftigen Shouts und leider etwas drucklosem Schlagzeug. Auch das nachfolgende Lied „And Out Of The Midst Of Our Brightest Light, As We Surprise, Comes Annihilation” bedient sich aus dem Genresetzkasten und bietet zwar durchaus gute, aber eben auch sehr austauschbare Einheitskost aus dem Fahrwasser von Größen wie HEAVEN SHALL BURN und NEAERA.
Das kurze Pianointermezzo von „A Marine Boneyard“ tut dem Mainzer Quintett sichtlich gut. „Pacific“ trägt die gespielte Melodie weiter und verarbeitet sie zu einem sehr gelungenen Song, der ob der starken Gitarrenarbeit und der ausgedehnten Midtempopassagen stellenweise Assoziationen zu In Flames weckt und die schwedische Schlagseite von ALL ITS GRACE wunderbar herausstreicht. Dieser Geniestreich gelingt dem sympathischen Haufen auch bei „Faces And Shades“ und zeigt das die Jungs durchaus in der Lage sind, sich von dem verzweigten *core Brei abzusetzen. Bei sieben Jahren in diesem Genre nicht anders zu erwarten, auch wenn das abschließende „Through The Moloch“ genau diese Schwierigkeit wieder offenbart.
Wer auf moderne, harte Musik steht, macht bei ALL ITS GRACE eigentlich nichts falsch. Die Jungs verstehen ihr Handwerk, bieten deutlich mehr Tiefgang als das ganze Deathcore Geballer und mehr Eingängigkeit als die Mathcore-Frickler. Dass sie sich nicht über die gesamte Länge des (recht kurzen) Albums durch große Eigenständigkeit auszeichnen, liegt wohl vor allem auch in einem stark limitierenden Genre begründet. Der konsequente Verzicht auf den typischen und völlig ausgelutschten Klargesang im Refrain, rechne ich ihnen übrigens hoch an, das ziemlich Nichts sagende Cover dagegen hätte beim besten Willen nicht sein müssen. Das ist eine ganze Ecke Understatement zu viel.
Wer auf metallischen New School Hardcore mit ordentlicher Schwedenschlagseite steht, kann bei ALL ITS GRACE getrost zugreifen und „Moloch“ im CD-Regal einreihen. Wer sich eher gelegentlich mit dem Genre beschäftigt, ist mit den großen Vorreitern sicherlich besser aufgehoben. Ein Konzert mit den Jungs sollte man sich dennoch keinesfalls entgehen lassen. Was auf CD nicht groß überrascht, geht einem Live dafür ja umso leichter rein…
Wertung: 8 / 10