Review East Of The Wall – Ressentiment

Da bin ich jetzt schon etwas verwundert. Nicht, dass EAST OF THE WALL bereits hierzulande durch unglaubliche Qualität aufgefallen wären, aber bei einer Band, die wochenlang durch die Vereinigten Staaten tourt und bereits drei Labelveröffentlichungen plus Split und EP am Start hat, hätte man schon einen Eintrag in den Metal Archives erwartet. Oder auch erhofft, denn so startet man die ebenso reaktionelle wie mühevolle Kleinarbeit und sucht sich Infos über diese Band aus New Jersey zusammen.

Dabei erfährt man neben den Tourdaten also ebenso, dass die fünf Herren experimentalen Post-Metal spielen und das kann man in jedem Fall so stehen lassen. Vor allem das „experimental“ trifft die Sache, denn in jedem der 13 Songs tauchen ungewöhnliche Songstrukturen auf, überraschende Arrangements und Soundlandschaften, die man nicht täglich zu hören bekommt. Dazu wird gerne mal mittels Verzerrern und anderen Effekten an der Stimme gedreht und der Kreativität bei Songlängen um sieben bis acht Minuten der freie Lauf gelassen. Lustigerweise kann man ebenso so kurz wie lang, manche „Lieder“ schaffen nicht mal die Zweiminutenmarke, wirken dabei aber keineswegs wie ein Intro, Zwischeninstrumental oder sonstiges Beiwerk, sondern passen sich dem Lauf der Musik nahtlos an. So gesehen klingt es erstmal nach einer sensationellen Veröffentlichung, die den amis da gelungen ist. Eventuell hätte es auch tatsächlich so kommen können, die vorangegangenen Zeilen deuten schließlich schon darauf hin, dass man weiß, was man macht, dass man kann, was man will, für mich hängt die Sache trotzdem etwas. Ich muss fast annehmen, dass die ganze Nummer für mich doch noch etwas zu progressiv ist, weswegen ich verstehen kann, wenn jemand meine Meinung zu „Ressentiment“ so gar nicht teilen mag. Zwar habe ich die Songs dutzende Male angehört, bevor ich mich an die Rezension wagte, trotzdem blieb einfach wenig hängen bis auf ein Gefühl, dass die Musik insgesamt sehr anstrengend ist und eine Menge Konzentration erfordert. An sich muss das natürlich nicht verkehrt sein, Alben wie Disillusions „Gloria“ oder sogar Anathemas Jahrhundertwerk „Eternity“ haben sich auch erst nach einiger Zuwendung erschlossen, aber selbst viel Einsatz meinerseits haben wir die Türe zu der Welt von EAST OF THE WALL nicht geöffnet.

Vielleicht war ich nicht der richtige Ansprechpartner und prog-affinere Hörer gehen so richtig steil bei „Ressentiment“, aber für mich klingt es irgendwie so, als wenn man der Welt mal zeigen wollte, wie toll man a) zocken kann (Stiffwort: Griffbrettwichser) und dass man b) dabei auch noch richtig gut Verwirrung stiften kann. Die Band weiß sicherlich, was sie da macht, aber letztlich versteht sie es wohl auch als einzige. Vor dem Einkauf dringend Probehören!

Wertung: 6 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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