Ein kleines Dèja-Vu-Erlebnis ereilte mich, als ich die mehr oder weniger aktuelle Promo von PAINTED BLACK erhielt – „Cold Comfort“ hatte ich doch mit ausbleibender Freude erst von den Holländern Autumn besprochen. Glücklicherweise ist hier nur der Albumname ex equo, PAINTED BLACK kommen aus Portugal und spielen eine nicht untaugliche Variante von düsterem, langsamem Gothic-Doom, wobei der Fokus in meinen Ohren auf zweiterem liegt, ohne ersteres jedoch allzu sehr in den Hintergrund zu stellen.
Genaugenommen handelt es sich bei „Cold Comfort“ sogar um das Debut, wenn man jedenfalls Labelveröffentlichungen zum Maßstab nimmt, nachdem die Lissaboner zuvor seit 2001 zwei Demos zu Stande gebracht haben. Die musikalischen Vorbilder meine ich relativ leicht auszumachen, Bands wie My Dying Bride dürften schon öfter auf den Plattentellern der Bandmitglieder rotieren. Dabei klingt Sänger Daniel Lucas sowohl im cleanen, als auch im aggressiven Bereich durchaus ähnlich wie der Braut-Sänger Aaron Stainthorpe. Ihn alleine darauf zu reduzieren, wäre aber nur die halbe Wahrheit, neben einigen Anleihen an A.A. Nemtheanga von Primordial drückt er den Songs auch einen sehr hörbaren eigenen Stempel auf. Die irischen Paganisten wären eine weitere Band, die Pate für „Cold Comfort“ gestanden haben könnte, die sehr häufig eingestreuten Akustikgitarrenparts könnten auch von der grünen Insel stammen. Doch bevor ich jetzt Gefahr laufe, PAINTED BLACK als reine Klonband der alten Helden zu denunzieren, möchte ich doch zum Ausdruck bringen, dass die beinahe 10 Jahre währende Phase von Bandgründung bis Labeldebut durchaus genutzt wurde. Obwohl die Songs durchschnittlich über sieben Minuten lang sind, in der Spitze sogar die zehn Minuten locker überspringen, kommt die Musik insgesamt sehr „aus einem Guss“ daher. Auch ist beinahe kein Qualitätsverlust über die gesamte Spielzeit von fast eienr Stunde zu verzeichnen. Sicherlich, das Tempo bleibt doom-like in der meisten Zeit im niedrigen Bereich und selbst wenn die Portugiesen mal Gas geben, bezieht sich das maximal auf den Härtegrad, die Geschwindigkeit bleibt dezent. Aber gerade dies führt zu intensiven Momenten, die keine 127 Wiederholungen von stumpfen Riffs braucht, um angeblich diese Wirkung zu erzielen. Hier kann man auf ein sehr solides Fundament aus engagiertem Songwriting, einer gewissen technischen Rafinesse und einem tadellosen Sound bauen, der transparent von der klagenden Akustikgitarre über den durchaus Führungscharakter ausübenden Bass bis zu moderaten Keyboardflächen und der treibenden Arbeit von E-Gitarre und Schlagzeug bleibt. Über allem steht aber – sorry, wenn ich mich da wiederhole – der wirklich exzellente Gesang, der immer wieder Emotionen und Eingängigkeit in einem hervorbringt.
Die Tatsache, dass die Promo erst eineinhalb Jahre nach der Veröffentlichung auf meinem Schreibtisch landete, verheißt nicht viel Gutes. Obwohl „Cold Comfort“ eine Menge Qualität gerade für die dunkle Jahreszeit bietet, scheint der Bekanntheitsgrad von PAINTED BLACK nicht gerade groß zu sein. Schade, denn meiner Meinung nach dürfte der Sound der Südeuropäer bei vielen Metallern im düsteren Sektor für wohlige Freude sorgen und im Gegensatz zu dem anderen „Cold Comfort“ schneidet dieses hier sowieso um Längen besser ab.
Wertung: 8 / 10