Das eine oder andere Relikt lange vergangener Zeiten bietet der heimische Plattenschrank durchaus noch an. Eines davon sind die norwegischen Symphoblacker BLOODTHORN aus Trondheim. Die Herrschaften sind seit mittlerweile fast 20 Jahren unterwegs und haben es in der Zeit auf eine Demo, vier Full-Length-Alben und ein Split mit den finnischen Kollegen …And Oceans gebracht.
„In The Shadow Of Your Black Wings“ ist dabei das Labeldebüt, welches kurz vor der Jahrtausendwende über die damals noch junge Plattenfirma Season Of Mist erschien. Man hört der CD ihre Herkunft von der ersten bis zur letzten Note an, additionell muss man nicht lange raten, um herauszufinden, wer musikalisch Pate stand. In der Regel langsames bis mittelschnelles Tempo, massig Atmosphäre durch mächtige Keyboardwände und kehliger Gesang erinnern nicht nur entfernt an die Szenestars Dimmu Borgir. Offenbar fürchtete man im Hause BLOODTHORN eventuelle Vergleiche, vorsichtshalber hat man sich daher für einige Längen entschieden, die sich sowohl in der Spielzeit, aber leider auch in den Spannungsbögen auswirken. So kommen die 6 Lieder + Bonustrack locker auf eine Spielzeit von fast einer Stunde. Günstiger wäre es vermutlich gewesen, wenn man die Songs um die Hälfte verkürzt hätte, dafür aber noch zwei oder drei Nummern ergänzt hätte. So bleibt vieles erst einmal Stückwerk, auch wenn man in praktisch jedem Song nette Ideen vorfinden kann. Diese äußern sich häufig in epischen Melodien, hauptsächlich durch die Tasten von Geir Michael ausgelöst. Sehr beispielhaft für das Problem ist das prinzipiell gute „Breeding The Evil Inside“. Zu Beginn mit Schwung und Dynamik, kommt es nach der Hälfte zum Bruch und ein ausufernder Keyboardpart beginnt. Hier und da piepst Frontmäuschen Christine ein paar Zeilen der – im Nebensatz gesagt – recht dürftigen Lyrik dazu. Immer wieder denkt man, dass es jetzt mal endlich soweit ist, irgendetwas muss passieren, aber man wiederholt zum x-ten Mal altbekannte Parts. Es kommt einem fast so vor wie zwei Teenager, die sich nicht so ganz an ihr erstes Mal herantrauen. Und wenn man den entscheidenden Schritt endlich macht, ist es schon vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Dieses Schicksal ereilt das Gitarrensolo, das den Song beschließt. Hier hätte man durchaus kompakter arbeiten können.
Ein zweites Ärgernis ist der traditionell mehr als dürftige Sound (skandinavischer) Dunkelmetaller. Dass immer wieder das Keyboard erwähnt wird, kann auch einfach daran liegen, dass man es als einziges Instrument einigermaßen heraushören kann. Gitarren und Schlagzeug kann man kaum unterscheiden und wer braucht schon einen Bass? So bekommt man einen ziemlich unschmackhaften Soundbrei serviert, der bei etwas mehr Transparenz das Album sicher erheblich aufgewertet hätte. Nun kann man sagen, dass die Platte fast 15 Jahre alt ist, aber auch damals konnte man schon wesentlich besser produzieren, wie ich hier mal behaupten möchte. Die magere Textkunst ist – trotz des Beginns der dem Booklet beiliegenden Geschichte um Tower Bloodthorn – bereits angesprochen und auch wenn das sicher kein zu großes Kriterium sein sollte, trägt es nun auch nicht eben viel zum gelungenen Gesamtpaket bei. Sicherlich ist nicht alles schlecht, ich erwähnte bereits, dass das Album durchaus seine Momente hat. Mehr als ein durchschnittliches Debüt ist aber auch nicht dabei herausgekommen und alleine der Umstand, dass man immer noch tief im Untergrund steckt, sollte Beweis genug sein, dass die Qualität für mehr eben nicht da war und ist.
Wertung: 6 / 10