Überraschend kam sie, die Auflösung der JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE zu Jahresbeginn. Nach 13 Jahren sei die Luft definitiv raus, so Frontsau Markus „Bony“ Hoffs in der Ankündigung, und dementsprechend wurde mit „Kaputte nackte Affen“ noch ein letztes Album veröffentlicht, dann war Schluss. Ganz vom Radar sind die selbsternannten Popgrinder jedoch nicht verschwunden, denn nun liegt mit „A Tribute To Japanische Kampfhörspiele“ ein Doppelalbum vor, auf dem Bands jeglicher Couleur den Krefeldern auf ihre ganz eigene Weise huldigen.
Für das Projekt haben sich die JAKAs mit ihrem eigenen Label unundeux etwas Besonderes ausgedacht. Bands aus der ganzen Welt konnten völlig frei von stilistischen Einschränkungen ihre Proberaum-Eskapaden einsenden, um letztendlich als Beitrag auf dem Sampler zu landen, sodass insgesamt über 200 Minuten Material zusammenkam. Nachdem ausgewählt und gesiebt wurde, haben es letztendlich 75 Gruppen auf das Tribut geschafft, das so mit einer satten Spielzeit von über zweieinhalb Stunden daherkommt – zwei vollbepackte CDs eben.
Internationalität hin oder her, den Löwenanteil machen doch eindeutig Künstler aus dem deutschsprachigen Raum aus, jedoch findet man beim Stöbern durch die Tracklist auch Brasilianer, Amis, Dänen und Griechen. Im Endeffekt spielt die Herkunft aber auch keine Rolle, denn bis auf die Excrementory Grindfuckers und Jack Slater kennt der Normalsterbliche hier eh kaum jemanden. Dabei ist es erfreulich, dass nur die wenigsten Bands eher durch ihre amüsanten bis bescheuerten Namen als durch kreative Cover oder spielerisches Können auffallen.
Gemäß der musikalischen Heimat der JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE findet man auch hier mehrheitlich Musiker, die sich im Bereich Death Metal/Grindcore/kontrollierter Lärm/totales Chaos bewegen. Allerdings ist auch ein nicht unwesentlicher Anteil der Beiträge nicht einmal dem Metal generell zuzuordnen. Auffällig sind vor allem die zahlreichen Elektro-/EBM-/Wave-Nummern, wie etwa von Psycarnage, All The Ashes oder All Good Comes In Cans dargeboten. Aber auch Redneck-Rock mit gekünsteltem US-Akzent (Wrong), liebliche Akustiknummern mit gar nicht so lieblichen Texten (Layers – Anspieltipp!), Rap (Hool Tripleseven) und atmosphärischen Post-Hardcore (Anything But Yours) sind hier zu finden. Ein absolutes Kuriosum stellt wohl die auf der Kirchenorgel gespielte Instrumentalversion von „Abflussbestattung“ (J. Schiel) dar.
Mit „Schicht im Schacht“ und „Jaka vs. deine Mutter“ haben auch Eigenkompositionen den Weg auf das Tributalbum gefunden. Und so bekommen JAKA, die sonst selbst immer diejenigen waren, die in Richtung Konsumgesellschaft und alltäglicher Wahnsinn austeilten, von The Kandidate den Spiegel vorgehalten und müssen nun auch mal einstecken: „JAKA sind die schwulste Band auf der ganzen weiten Welt / Der Rote ist dick / Der Drummer ist schwul / Der Basser ist ein besoffenes Schwein / Der eine Gitarrist trinkt Pisse / Der andere stinkt nach Fisch / Und der Grunzer trägt Polohemden von Lacoste.“
Kurzum: Dem geneigten Hörer wird hier eine wilde, genreübergreifende Mischung von JAKA-Covern geboten, einige davon sind höchst interessant, manche wiederum grottenschlecht, quasi ein Strauß bunter Melodien. Fans der JAPANISCHEN KAMPFHÖRSPIELE sind schwer verdauliche Kost ja gewöhnt, von daher dürfte dieses Tributalbum stellenweise schon Easy Listening in deren Ohren sein, die eine oder andere Nummer wird trotzdem heftig am Geduldsfaden ziehen. Wie dem auch sei, wem es nicht total egal war, dass die einzigartige Truppe aus dem Ruhrpott Schluss gemacht hat, sollte dieser Scheibe mal sein Gehör leihen.
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