Review Rammstein – Mein Land (EP)

So einen Status muss man sich auch erst mal erarbeiten: Da nennt man seine neue Single „Mein Land“, schon wird noch vor der Veröffentlichung von einigen Seiten der Vorwurf laut, man lege es nur auf Provokation an, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Auch, dass das kurz nach der EP folgende Best Of-Album „Made In Germany“ heißen wird, ist ein weiterer Schuss Öl ins Feuer der Kritiker. Aber ob man sich nun an dieser vermeintlich kalkulierten Provokation stört oder das Image der aktuell größten deutschen Band mag und mit Humor nimmt, soll hier nicht weiter Thema sein, sondern ausschließlich der musikalische Inhalt der neuen RAMMSTEIN-EP. Humor haben sie selbst ja auch, wie das herrliche Coverfoto und das großartige neue Trash-Musikvideo zum Titeltrack beweisen.

„Mein Land“ also ist das neue Lied, das die Fangemeinde erfreuen soll. Musikalisch bewegt man sich weiterhin ganz klar in „Liebe ist für alle da“-Regionen, in den letzten zwei Jahren hat sich am Sound also gar nichts verändert. Die auf dem letzten Album vorangetriebene Abwechslung innerhalb der Lieder wird auch hier fortgeführt, so singt Lindemann immer wieder „Wohin gehst du, wohin?“ durch ein Megafon und antwortet sich selbst mit klarer Gesangsstimme, die typischen stumpfen RAMMSTEIN-Riffs werden zum Teil von Trompeten begleitet – das hätte man hier noch weiter ausbauen können! Trotz harter Industrial-Klänge gibt’s aber nicht recht auf die Fresse, wem die letzten Alben schon zu melodisch waren, wird auch hiermit kaum glücklich werden. Lyrisch mag das schon eine gewisse Intention haben, aber Verzeihung, das klingt dann halt trotzdem wie in fünf Minuten auf eine Serviette gerotzt, allzu platt und banal ist der Text und das.

Die B-Seite „Vergiss uns nicht“, welche exklusiv auf dieser EP sein wird, gefällt mir persönlich etwas besser. Hierbei handelt es sich um eine Halbballade, die eher an „Mutter“-Zeiten erinnert und zwar nicht wirklich an die Qualität des Albums anschließen kann, aber doch ein ganz schönes Liedchen geworden ist.
Äußerste Geschmackssache werden die beiden Remixe sein: Die BossHoss-Version „My Country“ ist ein typisches Lied für die Country-Rock-Band, ist beschwingt, macht Spaß und erinnert nur noch im Ansatz an das RAMMSTEIN-Original. Ebenso interessant ist die Version der schottischen Post-Rocker Mogwai, die das Lied zu einer Elektro-Nummer mit drückenden Beats und psychedelischem Charakter verwandeln. Wird von der allgemeinen Fangemeinde wohl eher weniger gut aufgenommen werden, vermute ich, taugt mir aber – wie auch die BossHoss-Version – sehr und gefällt sogar besser als das Original.

Braucht man „Mein Land“ nun? Ein ausgehungerter RAMMSTEIN-Fan wird sich die Frage wohl kaum stellen und fix die Euros in die Band investieren, wenngleich der Track „Mein Land“ an sich auch kaum eine Begeisterungswelle auslösen wird, aber um den geht es hier halt. An Albumqualität kann hier nicht angeschlossen werden, etwas schade, dass es über den Durchschnitt nicht hinausgeht und man es an Bissigkeit vermissen lässt. Bezeichnend ist halt auch, dass die beiden Remixe qualitativ vorne stehen.

Keine Wertung

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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