Ich hatte die Hoffnung eigentlich aufgegeben, nach zwei BLUT AUS NORD-Alben, denen ich absolut nichts abgewinnen konnte… doch wie heißt es so schön: Aller guten Dinge sind drei. Insofern habe ich mich erneut der Herausforderung gestellt, und nun dreht sie sich also in meinem Plattenspieler, auch wenn dieser althergebrachte Ausdruck in Zeiten von MP3-Promo-Alben ja immer mehr zur Floskel verkommt.
Vielleicht liegt es daran, dass meine Erwartungen dieses Mal wirklich auf 0 geeicht waren, und ich deshalb eigentlich nur positiv überrascht sein konnte… Jedenfalls: Ich bin beeindruckt. Nicht unbedingt von der CD als solcher, beziehungsweise nicht im Sinne von „Das habe ich ja noch nie gehört! Wahnsinn!!“, aber doch zumindest davon, dass ich anhand dieses Albums zumindest endlich nachvollziehen kann, was man an BLUT AUS NORD gutfinden kann. Kann, nicht muss, wohlgemerkt. Mir persönlich ist das, was ich da höre, über weite Strecken immernoch einen Tick zu monoton und irgendwie zu belanglos – und doch, eine gewisse Faszination kann ich dem zweiten Album der „777“-Trilogie in der Tat nicht absprechen: Das mag zum Teil daran liegen, dass der Sound hier endlich mal so klar und differenziert ist, dass man auch erkennt, was die Musiker tun, ohne, dass einem ein extrem penetrantes Schlagzeug oder der sterile Gitarrensound, wie auf dem Vorgänger, den letzten Nerv raubt.
Steril bleiben BLUT AUS NORD jedoch auch dieses Mal, wird die elektronische, Instrustrial-Komponente der Musik in seiner Bedeutung für das Gesamtbild doch nochmals deutlich aufgewertet, so dass der bereits im Review zur letzten Scheibe gezogene Red Harvest-Vergleich auch hier recht gut zutrifft. Alleine, dass dieses Mal zumindest bezüglich des Abwechslungsreichtums eher die Norweger den Kürzeren ziehen, ist doch einer der größten Pluspunkte für „777 – The Desanctification“ eben sein Abwechslungsreichtum: Knapp eine Stunde Musik findet sich auf dem Album, mit Songlängen, die mitunter die Acht-Minuten-Marke überschreiten – und doch langweilt das Album nicht: Sinistre Riffs und Prügelpassagen finden sich hier genauso wie Abstecher ins Doomige („Epitome XIII“) oder auch den Ambient-Bereich, wie die Instrumental-Stücke „IX“ und „XII“ zeigen.
Mein Review zu Teil Eins der Trilogie endete mit dem Satz „Zumindest eines aber muss man BLUT AUS NORD zu Gute halten: Eine CD der Band zu mögen oder zu hassen ist keine Garantie für Gefallen oder Missfallen der nächsten… „ – und genau dieses Prinzip erhalten BLUT AUS NORD auch hier aufrecht, gefällt mir „777 – The Desanctification“ doch einen ganzen Zacken besser als sein Vorgänger.
Vom Hollywood-Happy Ending, bei dem aus anfänglichem Hass und Unverständnis die Liebe für’s Leben erwächst, sind BLUT AUS NORD zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber immerhin: Man lernt, sich respektvoll zu begegnen. Nach den eher mageren 4.5 Punkten für den ersten, nun also 7.5 Punkte für Teil zwei – noch so eine Steigerung zum dritten Teil der Trilogie, und wir haben einen Anwärter aufs Album des Jahres.
Wertung: 7.5 / 10