Die Doom Metal-Institution MOURNFUL CONGREGATION ist zurück. Die Hard Facts: „The Book Of Kings“ dauert 79 Minuten, enthält aber nur vier Songs, von welchen der kürzeste eine Spielzeit von 12, der längste eine von 34 Minuten hat. Na Mahlzeit.
Mit diesen Eckdaten im Kopf ist auch schon ziemlich klar, in welcher Doom-Spielart sich MOURNFUL CONGREGATION ergehen: Extrem zähes Tempo, klar, aber die Basis der Songs bilden nicht, wie typisch für Death Doom, tonnenschwere Riffs, nein, hier findet sich zumeist eine vergleichsweise ziemlich luftige Mischung aus eingängigen akustischen oder annähernd cleanen Gitarren-Melodien und ebenso zurückhaltenden Drums. Und wenn es doch mal Riffblöcke sind, geht es eher um den flächigen, monumentalen Effekt dieser als um die Brutalität. Ein wiegendes, meditatives Soundgewand also, über das in den seltensten Fällen mal klare Sprechgesänge, öfter schon tiefe Growls gelegt werden, die aber wenig markant beinahe schon als Beiwerk fungieren. Den eigentlichen Reiz von „The Book Of Kings“ bilden sicherlich die elegischen Leadgitarren, die sich immer mal wieder über mehrere Minuten entfalten, um dann wieder in den erhabenen, monotonen Soundlandschaften zu verschwinden, die MOURNFUL CONGREGATION so kompetent erzeugen können.
Dennoch muss man sich natürlich fragen, ob und inwiefern das Konzept der ewigen Repetitio über einen kompletten Silberling aufgeht. Hier bin ich durchaus etwas ratlos, laufen „The Catechism Of Depression“ und „The Waterless Streams“, also gleichmal 32 Minuten des Albums, fast so flüssig durch wie ein Drei-Minüter (fast!), wird es im abschließenden halbstündigen Titeltrack zwar auch nie wirklich anödend, aber bisweilen doch sehr augenfällig, dass man problemlos noch die ein oder andere Idee hätte einschmuggeln können.
Da ich einer 1993 gegründeten Band aber durchaus zutraue, dass sie inzwischen im Stande ist, das auf Platte zu bannen, was sie ausdrücken wollte, will ich mich zu einer schlussendlichen Bewertung nicht so recht durchringen. Die erste Hälfte des Albums ist klasse, die Leadgitarren müssen sich vor keiner Rockgröße verstecken, aber als komplettes Album wahrgenommen überfordert mich „The Book Of Kings“ doch ein wenig. Vielleicht bin ich dafür einfach nicht Doom Metal-Purist genug, wer wirklich darauf abfährt, sich fast anderthalb Stunden hinzusetzen und sich die perfekt zelebrierte Schwerfälligkeit reinzubuttern, ist an diesem Album sicher richtig. Und schlussendlich würde ich auch Doom-Anfängern oder Gelegenheitshörern „The Book Of Kings“ nahelegen, definitiv gibt es hier faszinierende, annähernd hypnotische Passagen (als Anspieltipp sei hier das erste Thema von „The Bitter Veils Of Solemnity“ genannt), die es lohnenswert machen, sich die Scheibe zuzulegen. Und nicht zuletzt bekommt man hier auch ein Doom Metal-Album in Reinstkultur.
Keine Wertung