Review Almah – Motion

ALMAH wurde von Edu Falaschi einst als Nebenprojekt seiner Hauptband Angra gegründet, inzwischen ist das Nebenprojekt aber ebenfalls zu einer Full-Time-Band geworden. Mit „Motion“ legen die Brasilianer auch bereits ihr drittes Album vor.

Ganz abseits von Angra und anderen Power Metal-Bands scheinen es sich ALMAH in ihrem eigenen Eck gemütlich zu machen. Ihren Power Metal reichern sie häufig mit progressiven Elementen an, scheuen aber auch nicht vor Ausflügen in den Thrash und Melodic Death Metal zurück. „Hypnotized“ als Einstieg legt direkt los mit harten Riffs, die mit ihrem Stakkato-Stil sehr an Industrial Metal der Marke Fear Factory erinnern, treibenden Drums und Bay Area-mäßigem Gesang. Im Refrain wird dann gar auf Metalcore-typischen Klargesang mit Chorunterstützung gesetzt, was recht gewöhnungsbedürftig ist, aber irgendwie dann doch passt. „Living And Drifting“ setzt danach auf Klänge, die man eher dem schwedischen, melodischen Todesblei zuordnen würde. Hier agiert Edu Falaschi sowohl mit rauem als auch mit Klargesang, was wunderbar mit der Musik harmoniert. Das direkt schon wütende „Zombies Dictator“ schließt die erste Hälfte des Albums ab und stellt mit seinen Kontrasten auch das Highlight dar: Das instrumentale Grundgerüst ist bedrohlich und düster, erinnert von der Stimmung her gar etwas an Nevermore, im Gegensatz dazu verbreiten die Soli eine überraschend positive Stimmung. Gesanglich setzt sich der Kontrast fort, Falaschi bewegt sich zwischen heiseren Growls und melodischen, hohen Gesang, sehr stark!

So überzeugend die erste Hälfte auch ist, leider lässt die zweite Hälfte fast ebenso stark nach. Ist „Trace Of Trait“ noch ein spannender Progressive-/New Metal-Mix, verzettelt man sich bei „Soul Alight“ im Abwechslungswahn. Der Song bietet zwar ziemlich geile Riffs, leider aber versaut der weinerliche Schnulz-Gesang im Refrain inklusive schwülstigem Keyboardeinsatz das Lied aber total. Mit dem Nickelback-esquen „Late Nite In ‘85“ und dem dem akustischen „When And Why“ stehen am Ende noch zwei Balladen, die es nicht schaffen, Emotionen zu vermitteln und in „Daydream Lucidity“ will die Band nochmal alles zeigen, was sie sich ausgedacht haben, das geht aber gründlich in die Hose. Bei dem Song stimmt leider gar nichts zusammen, die verschiedenen Fragmente arbeiten mehr gegen- als miteinander, das ist einfach zu viel der Experimente und mehr als anstrengend zu hören.

„Motion“ ist mit seiner Mischung zwar eher nichts für Traditionalisten, aufgeschlossene Hörer mit breitgefächertem Geschmack können zumindest mit den ersten sechs Tracks eine Menge Spaß haben. Ab dann wird es leider zu viel des Guten, ALMAH scheinen auf Krampf so viel wie möglich in dieses Album einbringen zu wollen und scheitern damit an der Distanz. Dafür scheinen die Brasilianer geborene Sprinter zu sein, für die erste kraftstrotzende „Motion“-Hälfte lohnt sich der Kauf zumindest zum Budgetpreis auf alle Fälle. In die richtige Richtung geht’s und mit Edu Falaschi ist schließlich einer der besten und facettenreichsten Sänger der Power Metal-Szene an Board.

Wertung: 6.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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