ICE VINLAND sind eine Band, die auf ihre Art gut in die mittlere Ära der NWoBHM gepasst hätte. Allerdings gründeten die Kanadier sich da doch ein paar Jahre zu spät, nämlich erst 1997. Doch das Album „Masters Of The Sea“, welches im Original 1998 erschien, hatte die typischen Trademarks des oldschooligen US Metals – den leichten „Rumpelsound“ von Omen, die Epik von Manilla Road und die Energie von Warlord.
Nun nehmen sich Pure Steel Records dieses wenig bekannten und damals auch auf nur 333 Stück limitierten Epic-Metal-Juwelen an und veröffentlichen „Masters Of The Sea“ erneut.
Das Album beinhaltet nur sieben Kompositionen, diese bringen es aber auf bis zu über acht Minuten Spiellänge. Schon hier fällt auf, dass die Epik eine große Rolle spielt. ICE VINLAND zielen auf die Entwicklung von Atmosphäre, was ihnen auch gut gelingt. In den ausladenden Stücken hat diese Atmosphäre auch die Gelegenheit, sich zu entfalten. Die Texte handeln von den Wikingern, und die Thematik passt gut zu den Songs, bei denen sich epische und kraftvolle Momente gerne abwechseln.
ICE VINLAND haben durchaus einigermaßen progressive Songkonstrukte, doch werden selbstdarstellerische Frickeleien vermieden. Auch in den einzelnen Phasen eines Stückes wird mit teilweise dramatisch anmutenden Melodielinien und gelegentlichen ambienten Elementen auf die Erzeugung der Atmosphäre hingearbeitet. Die verschiedenen Abschnitte eines Songs fügen die Kanadier dann gelungen zu einer stimmigen Komposition zusammen.
Wirkliches Easy-Listening findet sich auf „Masters Of The Sea“ jetzt nicht. Die Stücke setzen mehr auf Anspruch als auf Eingängigkeit. Dennoch hat man spätestens nach dem dritten Hördurchgang seine Melodien und Arrangements gefunden, die sich auch nachhaltiger ins Gedächtnis einbrennen. Wirkliche Anspieltipps zu benennen ist recht schwer, da ICE VINLAND auf einem Level komponieren und sich über die gesamte Albumdauer keine Schwächen leisten. Meine Favoriten sind „Masters Of The Sea“, „Children Of Sin“ und „God Bless You“, jedoch schenken sich die einzelnen Songs in Punkto Qualität kaum etwas.
Technisch ist auf „Masters Of The Sea“ auch alles im grünen Bereich. Die Musiker verstehen alle ihr Metier und erschaffen hier einen ebenso authentischen wie kraftvollen Old-School-Sound. Die Leads und Basslines lassen manchmal eine Parallele zu Iron Maiden zu, doch ansonsten ist die Musik deutlich vom US Metal der epischen Art geprägt. Sehr variabel zeigt sich Sänger Damian Leif, der manchmal ausdrucksstark wie Bruce Dickinson singt, seiner Stimme bei Bedarf aber auch einen wesentlich helleren Klang geben kann und dabei auch extreme Eierkneifer-Höhen problemlos meistert.
Freunde eines oldschooligen, epischen US Metal finden mit „Masters Of The Sea“ ein wahres Schätzchen vor. Einzig die Tatsache, dass das Re-Release nur als Vinyl veröffentlicht wird, trübt das Ganze etwas. Ich hoffe, dass sich Pure Steel noch entschließen, das Album als CD zu veröffentlichen, damit auch Plattenspieler-lose Leute in den Genuss von „Masters Of The Sea“ kommen werden.
Wertung: 8 / 10