Mit ein paar Jahren Verzögerung gegenüber dem Sport und dem Mainstream scheint nun auch das Metalbusiness ganz allmählich in Russland Fuß zu fassen. Die Voraussetzungen sind sicherlich gegeben, an Inspirationen dürfte es den fast 150 Millionen Russen nicht fehlen und der eine oder andere nimmt dann auch mal Gitarre, Bass oder Schlagzeug zur Hand. Die Ergebnisse sind so vielfältig wie das Land, hier versuchen sich die St. Petersburger FANGORN mal mit leicht wikingerhaft angehauchtem Sound.
Zu bieten haben sie dabei von allem etwas: etwas Viking, etwas Metal, etwas Pathos, etwas Leidenschaft, etwas Epik, etwas Dramatik, etwas Ensiferum, vor allem aber von einem viel: und das ist Mittelmaß. Das klingt so einleitend vielleicht etwas hart, trifft den Kern der Sache aber ganz gut. Man merkt schon recht deutlich, wo die Einflüsse liegen und wo die Reise in den Köpfen der Protagonisten hingehen sollte, aber noch kommt die Band da nicht an. Viele Dinge stecken noch in den Kinderschuhen, was sich nicht zuletzt in der äußerst dürftigen Spielzeit von gerade einmal 30 Minuten niederschlägt. Spieltechnisch ist soweit erstmal alles ganz in Ordnung, schließlich spielt man einen Stil, der nicht die größten Saitenakrobaten erfordert. Die Riffs kommen zackig daher, die Drums treiben die Songs ganz gut voran, wobei der sehr an die Waffenbrüder Ensiferum erinnernde Snaresound mit seinem peitschenartigen Klang auffällt. Ok, das kann gefallen, muss es aber nicht, aber wer generell Symphatien für die Idole hegt, wird sicher am Klang des Fünfers einige Freude haben – nur sollte man eben nicht die entsprechende Qualität erwarten, schließlich besteht der „Chor“ der Band auch aus gerade mal zwei Mitgliedern. Alles in Allem ist auch nicht alles wirklich schlecht, der eine oder andere Song kann sogar ganz gut gefallen. Das sich seicht steigernde „Beautiful Spring“ oder das epische acht Minuten dauernde „Shield And Sword“ zeigen einige Qualitäten auf, die vor allem textlich bei „Under The Banner Of Berserk“ und „Forgotten Hero“ leider so gar nicht vorhanden ist. Zu offenbar bescheidenen Sprachkenntnissen kommt auch der eine oder andere Aussprachefehler. Ob man der Band daraus einen Strick drehen sollte oder eben doch an der noch mangelhaften Eigenständigkeit, möge jeder für sich entscheiden.
Möglicherweise finden Liebhaber des Genres ja sogar Gefallen an den Russen, anderenfalls sei aber festgestellt, dass zumindest FANGORN noch nicht so weit sind, auch außerhalb ihrer Heimat für Furore zu sorgen. „Mysterious Land“ ist kein verkehrter Start, aber fürs nächste Mal darf es gerne etwas mehr sein. Ich bin gespannt!
Wertung: 6 / 10