Review The Rods – Vengeance

David „Rock“ Feinstein, von dem man im Grunde jahrelang nichts vernommen hatte, spielt plötzlich wieder auf allen möglichen Hochzeiten. Durch den Tod von Ronnie James Dio stand er als dessen Cousin und ehemaliger Bandkollege bei Elf ziemlich im Rampenlicht der Öffentlichkeit, Ende vergangenen Jahres veröffentlichte Feinstein ein gelungenes Solo-Werk, und nun hat er sogar seine alte Truppe THE RODS reaktiviert, mit denen er in den 80ern einige Erfolge feierte. Das letzte THE RODS-Werk stammt aus dem Jahre 1986, und diese Geschichte will Feinstein zusammen mit den anderen Urmitgliedern Carl Canedy und Garry Bordonaro fortschreiben. Das neue Album hört auf den Titel „Vengeance“.

Der Sound von THE RODS war geprägt von simplen, straighten Konstrukten, vielseitigem Riffing und recht druckvollem Groove. Wirkliche Vergleiche lassen sich schlecht ziehen. Bei mir persönlich waren sie immer die „amerikanischen Raven“, da ihre Musik – wie auch bei den Briten – sehr charakteristisch war, so dass man sie daran schnell identifizieren konnte. Daran ändert sich auch mit dem siebten Longplayer nichts, obwohl der Abstand zu seinem Vorgänger ein Vierteljahrhundert beträgt.
Der Groove ist wieder sehr kraftvoll, die Konstrukte zielgerichtet ohne große Schnörkel und das Gitarrenspiel von Feinstein ist abwechslungsreich und für die Songs zielangebend. Die geradlinigen Aufbauten münden in der Regel in gut erarbeitete Höhepunkte, die ihrer Bezeichnung auch gerecht werden. Obwohl David Feinstein auch der eigentliche Sänger ist, gibt es innerhalb eines Songs für verschiedene Passagen öfter mal einen Wechsel bei den Vocals. Auch das war schon immer typisch für THE RODS.
Das Songwriting ist auf seine recht simple Art durchweg gelungen. Es muss halt jedem klar sein, dass THE RODS keine technischen oder komplexen Höchstleistungen vom Stapel lassen. Das war nie ihre Intention und ist es auch auf „Vengeance“ nicht. THE RODS wollen energiereiche Mucke für Rocker und Headbanger servieren, und das gelingt ihnen über das gesamte Album.
Stücke wie das toughe „Raise Some Hell“, der flotte Rocker „I Just Wanna Rock“, der fette Groover „Rebel’s Highway“, der kräftige Stampfer „Fight Fire With Fire“, das energetische „Let It Rip“, das eingängige „Runnin‘ Wild“ und die Heavy-Hymne „Vengeance“ gehen einwandfrei in die Gehörgänge und mancher davon nistet sich dort auch für eine gewisse Zeit ein. Es ist zwar kein exklusiver Dauerbrenner dabei, aber einen schwachen Song gibt es auf „Vengeance“ ebenfalls nicht. Das Songwriting bleibt mindestens auf einem soliden Niveau.
Auch Ronnie James Dio erfährt auf diesem Album nochmal eine Ehrung: den Track „The Code“ veredelt er mit seiner markanten, melodischen Stimme, wodurch der sonst recht toughe Song auch etwas melodischer und epischer wirkt, als das restliche Material auf „Vengeance“. Hört sich halt ein bisschen an wie THE RODS meets Dio.

Im Fazit ist „Vengeance“ ein gelungenes Album an der Grenze von Heavy Metal und Heavy Rock. Das Werk hat zwar eine unverhohlene Old-School-Note, das wird aber mit modernen Soundmöglichkeiten verbunden, so dass ein ebenso eingängiges wie druckvolles Produkt entsteht. Darüberhinaus präsentieren sich THE RODS songwriterisch ausgereifter als noch in den 80ern. Vielleicht kommt die Truppe nun doch noch zu dem späten Ruhm, der ihnen damals verwährt blieb. „Vengeance“ ist schonmal eine mehr als ordentliche Visitenkarte für die zweite Ära von THE RODS. Mal sehen, was Feinstein & Co. zukünftig noch auspacken.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert