Review The Nuri – Music Box

Vor drei Jahren haben mich die deutschen Alternative-Prog-Rocker THE NURI mit ihrem Debütalbum „Masquerade“ nachhaltig beeindruckt. Wer meine damalige Begeisterung teilt oder generell auf richtig gut gemachten, spannenden Rock steht, darf sich freuen: Mit „Music Box“ ist jetzt das Zweitwerk der Band erhältlich.

Nicht weniger als 16 Songs haben THE NURI dieses Mal auf den Silberling gepresst, was eine höchst lobenswerte Gesamtspielzeit von 71 Minuten ergibt. Stilistisch bleibt man sich treu – wer den Erstling kennt, fühlt sich sofort zuhause: Eine runde Mischung aus Alternative, Metal und Pop bestimmt das Klangbild, verwoben mit Progressive Rock-Einschüben und dem überaus grandiosen, herzerwärmenden Gesang von Sandra Pfeiffer. Lediglich das Verhältnis der einzelnen Zutaten hat sich geändert. Anno 2011 lautet die Devise: Weniger schwelgen, mehr rocken. Der Fünfer aus dem Raum Mainz/Wiesbaden ist definitiv härter, komplexer und progressiver geworden. Insgesamt wirkt der Sound jetzt moderner und weniger luftig. Die Produktion braucht sich hinter internationalen Standards nicht zu verstecken und ist damit nochmal eine Spur professioneller ausgefallen als auf „Masquerade“, das auch schon hervorragend klang.

Nach wie vor werden bei der Combo ohrwurmige Melodien ganz groß geschrieben – auch „Music Box“ ist voll davon. Manche Songs zünden sofort, andere entfalten ihre Schönheit erst nach einigen Durchgängen. Mit einem besonders beeindruckenden Spannungsaufbau und Melodien zum Niederknien ist „Lullaby“ gesegnet – Gänsehaut pur! Nicht minder großartig sind „Flimmern“, „Bricks“ oder „Hunger For Life“. Mit Track Nummer 3, „Motion Sickness“, haben es THE NURI sogar auf die Sampler-CD des Orkus-Magazins geschafft.

Das ruhige, beinahe schon meditative „Polar Bear“ trennt – in der Mitte der Platte platziert – das Album in zwei Hälften. Leider ist es gleichzeitig der einzige wirkliche Skip-Kandidat, da es schlicht und einfach etwas zu lang und eintönig geraten ist. Das mehr als grandiose Ende der Scheibe mit dem progressiven, vielseitigen „The Lonesome Shiver“ und dem stimmungsvollen „Homunculus“, das mich mit seinen repetativen Keyboards an eine Spieluhr erinnert, macht diesen kleinen Fehltritt aber locker wett. „Homunculus“ ist der perfekte Abschlusstrack mit einer ganz kurzen, aber enorm wirkungsvollen Klimax aus Wohlfühl-Gitarren und samtweichen Keyboardteppichen – da geht einem das Herz auf! Apropos Keyboards: Die sind trotz Besetzungswechsel wieder ähnlich geschmackvoll ausgefallen wie beim Vorgänger. Statt Pascal Meyer-Ponstein drückt jetzt Christoph Planteur die Tasten und steuert neben elektronischen (Rhythmus-)Elementen sowie sphärischen Flächensounds auch ein grandios klingendes Piano bei – zu hören zum Beispiel am Anfang von „Hunger For Life“.

Wie schon der Erstling ist auch „Music Box“ wieder kostenlos über die Band-Homepage www.thenuri.de als MP3-Download erhältlich. Ich möchte aber an euer Gewissen appellieren: Wenn euch die Platte gefällt, holt euch für nur 10,- Euro plus Versand die CD-Version. Damit tut ihr nicht nur der Band etwas Gutes, sondern erhaltet im Gegenzug auch ein wundervoll gestaltetes, stabiles Digipak. Für so gute Musik kann man ruhig ein paar Euronen lohnen!

Das Fazit ist hier einfach: Absolute Kaufempfehlung und große Begeisterung – hier haben sich fünf Individuen gefunden, die sich musikalisch perfekt ergänzen und wundervoll harmonieren. Das Ergebnis ist Musik wie aus einem Guss, die Herz und Hirn gleichermaßen berührt. Für Album Nummer 3 wünsche ich mir dann nur noch Lyrics im Booklet und der Band – so sie das denn überhaupt möchte – einen Deal bei einer guten Plattenfirma. Solche Musik darf nicht ungesigned bleiben!

Wertung: 9 / 10

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