Review Septicflesh – The Great Mass

Es gibt Bands, die klingen individuell und es gibt SEPTICFLESH: Über die Jahre haben die Griechen einen so einzigartigen Sound entwickelt wie kaum eine andere Band in der Welt des extremen Metal. So konsequent wie sonst wohl niemand strebt Christos Antoniou mit seinem Bruder Spiros alias Seth nach einer perfekten Symbiose aus Metal und klassischer Musik. Und wenn man hier von „Metal“ spricht, meint man nicht etwa lieblichen Symphonic Metal, sondern knallharten Death Metal.

Nach ihrem Reunion-Meisterwerk „Communion“ steht mit „The Great Mass“ das nächste Album der Griechen in den Regalen – und bereits das Layout, für das erneut Seth persönlich verantwortlich zeichnet, verspricht Großes. Ein Versprechen, das musikalisch voll und ganz eingelöst wird, wie sich schnell herausstellt. Mit „The Vampire Of Nazareth“ beginnt das Album (mit deutlicher Parallele zum Einstieg von „Sumerian Deamons“) sehr bandtypisch: Betörender Frauengesang, zu dem sich eine charakteristische, orchestral gegespielte Melodie gesellt, die langsam anschwillt und schließlich in hartem Death Metal aufgeht: Von treibenden Riffs bis hin zu bedrohlich düsteren Passagen ist bereits hier alles zu finden, was SEPTICFLESH ausmacht – stets untermauert von orchestralen Elementen.

Schon in diesem ersten von zehn Stücken zieht Berufs-Komponist Christos Antoniou alle Register und veranschaulicht eindrucksvoll den Unterschied zwischen lediglich „klassik-affinen“ Metal-Kompositionen, wie man sie im Symphonic Metal oft zu hören bekommt, und professioneller (neo)klassischer Komposition: Während klassische Elemente bei anderen Bands nahezu unausweichlich in unerträglichen Kitsch abdriften, versteht es Antoniou, das Orchester zwar in epischer Breite als stets gegenwärtiges Element in seine Musik einfließen zu lassen, das Ergebnis dabei jedoch nie aufdringlich oder gar gezwungen klingen zu lassen. Genau hier liegt wohl der Schlüssel zum Erfolg von SEPTICFLESH: Aufgrund dieser kompositorischen Finesse bleibt „The Great Mass“ – wie auch die früheren Alben der Band – in erster Linie ein hartes, extremes Metal-Album, das sich auch Metal-Fans hören können, die für Klassik nicht viel übrig haben. Wie als Kür hat Antoniou jedoch Musik geschaffen, die auch für Fans klassischer Komposition erstzunehmende Musik ist.

Dass mit Songs wie dem angesprochenen „The Vampire Of Nazareth“ oder dem groovenden „Pyramid God“ auch diesmal eingängige Songs ihren Weg auf die CD gefunden haben, die fast schon Ohrwurmcharakter haben, täuscht über die Komplexität von „The Great Mass“ nicht hinweg – hat es doch gerade der Mittelteil um „Oceans Of Grey“ durchaus in sich. Doch spätestens das von der Gesangs- und Melodieführung her fast schon poppige „Therianthropy“ zeigt, dass SEPTICFLESH auch diese Seite ihrer Kunst nicht verlernt haben – und rundet so ein Album ab, das als Ganzes beeindruckt.

Wie das neue Bandlogo ist auch die Musik von SEPTICFLESH auf „The Great Mass“ komplexer als auf dem Vorgänger „Communion“ – zugleich aber auch etwas homogener: Wirkten die orchestralen Elemente auf „Communion“ stellenweise wie Fremdkörper, fügen sie sich diesmal nahtlos in das Gesamtgefüge ein. Einzig in Sachen Härte kommt das insgesamt subtiler arrangierte Album nicht an den Vorgänger heran. Muss aber schließlich auch nicht, denn hier haben SEPTICFLESH ja bereits mit „Communion“ Fakten geschaffen.

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Wertung: 9 / 10

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