Review 77 – 21st Century Rock

  • Label: Listenable
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Hard Rock

Wie viele Bands, die astrein nach AC/DC klingen, kann die Welt noch vertragen? Ich fand schon den ersten Nachahmer – damit meine ich Rose Tattoo – irgendwie überflüssig, da sie auch deutlich schlechter waren. Klar ist dieser Stil in seiner Abwechslung schon beträchtlich eingeschränkt – praktisch ständig derselbe Rhythmus, limitierte Riffs und recht simple Konstrukte. Dennoch gibt es hin und wieder auch mal Lichtblicke, die frischen Wind in das angestaubte Genre bringen, wie es zum Beispiel Airbourne ganz gut gelingt. Doch die meisten „Kopierer“ sind schlichtweg langweilig, gesichtslos und ideenfrei.

77 – oder auch SEVENTY SEVEN oder ’77 (wobei das Apostroph dabei stark dem High-Voltage-Blitz ähnelt) geschrieben – sind der gefühlte AC/DC-Nachahmer Nummero eine Milliarde. Sie kommen aus Barcelona in Spanien und haben über Listenable ihre Debut „21st Century Rock“ am Start. Dieser Albumtitel ist schonmal die erste Steilvorlage für kritische Bemerkungen, denn die Musik klingt kein bisschen modern, sondern wie in den 70ern originalgetreu in Australien produziert und entsprechend angestaubt.
Hauptkritikpunkt ist aber die völlig innovations- und eigenständigkeitsfreie Mucke, die in jeder Note nach einem müden und manchmal auch etwas zahmen Abklatsch von AC/DC klingt. Jeder Riff – nein eigentlich jeder Akkord – macht einen unheimlich vertrauten Eindruck. Nur ist das in dem Fall leider nicht wirklich positiv gemeint. Ich will gar nicht behaupten, dass manche der Stücke nicht gut ins Ohr gingen, jedoch fehlt ihnen jegliche eigene Idendität. Wozu muss man auf Teufel komm raus in solch einer Form eine andere Band kopieren?
Eingewöhnungsschwierigkeiten gibt es für Fans dieser Musik jedenfalls nicht. „Gimme Rock’n’Roll“, „Hardworking Liar“, „Big Smoker Pig“, „Your Game Is Over“ oder „Let The Children Hear Rock’n’Roll – sie alle machen sich schnell in den Gehörgängen breit und beweisen, dass es tatsächlich Bands gibt, die überhaupt keine eigenen Ideen haben, sondern 70er-Jahre-AC/DC bis ins kleinste Detail nachbilden. Das geht sogar soweit, dass Sänger Armand manchmal recht authentisch nach Bon Scott klingt.
Zu den quasi-Ohrwürmern gibt es dann noch den ein oder anderen schwächeren Track wie „Shake It Up“ und „Double Tongue Woman“, die dieses Werk letztendlich noch ein wenig mehr runterziehen, als es bereits die pure Innovationslosigkeit tut.

Wer wirklich alles hören will, das nach AC/DC klingt, braucht auch vor 77s „21st Century Rock“ nicht halt zu machen. Technisch ist da im Grunde auch nichts auszusetzen. In meinen Augen ist aber dermaßen alberne Nachahmerei fast eine Unverschämtheit. Dass eine Band ohne jegliche eigene Ideen und Markenzeichen möglicherweise auch noch Erfolg hat, ist ein Schlag ins Gesicht aller Truppen, die sich tagtäglich den Kopf über ein Minimum an Eigenständigkeit zerbrechen. Und so festigt sich bei mir hierzu eine klare Meinung: Finger weg von „21st Century Rock“ und lieber eine alte Platte des Originals auflegen!

Wertung: 3 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

3 Kommentare zu “77 – 21st Century Rock

  1. Rose Tattoo als Nachahmer zu bezeichnen finde ich auch ein wenig an den Haaren herbeigezogen, zumal sich beide Bands nahezu zeitgleich aus dem Nirwana in Ihre Plattenverträge hineingearbeitet haben.

  2. Aber hallo ! ’77 klingen natürlich sehr nach ACDC, aber diese Kritik haben sie nicht verdient! Die lieder haben zwar den gleich Geundstil, sind jedoch hevorragend und eigenständig gemacht. Warum man hier von Kopie spricht verstehe ich nicht!!!

  3. Ein richtig gutes, grooviges Album…, wenn man denn auf AC/DC der 70er Jahre abfährt. Plagiat = ja, ist mir aber allemal lieber, als das Original, welche diese Art der Musik nicht mehr mit neuen Songs zur Verfügung stellt.

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