Review Coheed And Cambria – Year Of The Black Rainbow

Seit 2003 versorgen uns die Konzeptkünstler COHEED AND CAMBRIA mit Science Fiction-Geschichten rund um das Ehepaar Coheed und Cambria Killgannon. Nun steht mit „Year Of The Black Rainbow“ der finale und letzte Teil der „The Amory Wars“-Saga in den Regalen. Dass die Deluxe-Edition des Albums mit einem 352 Seiten starken Roman zum Kauf bereit steht, gibt einen eindrucksvollen Einblick in das Gesamtkunstwerk COHEED AND CAMBRIA und die Ausmaße, die es mittlerweile angenommen hat. So wird die gesamte Saga außerdem in regelmäßigen Abständen als Comic veröffentlicht – über den Comicheft-Verlag von Lead-Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez und seiner Frau.

Dass das Ende der Saga aber nicht gleichzeitig das Ende der Band ist, sondern viel eher der Startschuss in eine weitere Schaffenphase, lässt sich auch von der Vertragsunterzeichnung bei Roadrunner Records ableiten. Dass der Labelriese damit eine verdammt intelligente Entscheidung getroffen hat, offenbart sich im Laufe der 54:18 Minuten Spielzeit ziemlich schnell. Wo der Opener „One“ mit seinem Piano noch ein sehr ruhiges und besinnliches, weil akustisches Bild zeichnet, beschwören Sanchez und Travis Stever mit ihren synchronisierten Gitarrenläufen auf „The Broken“ schon eine weitaus dramatischere Szenerie. Vor allem Sanchez besticht mit seiner extrem facettenreichen und technisch perfekten Stimme, erzeugt allein dadurch farbenfrohes Kino im Kopf des Hörers – wie etwa beim Refrain-Monster „Here We Are Juggernaut“. Dass das Gitarren-Duo neben stimmungsvollen Riff-Brettern auch ausgezeichnete Lead-Fähigkeiten besitzt, stellen Tracks wie „Guns Of Summer“ unter Beweis.
„Year Of The Black Rainbow“ zeigt sich dabei meist in einem progressiv rockenden Gewand, das aber über eine dicke Schicht Alternative Rock nicht hinwegtäuschen kann. Tatsächlich ist beides so stimmig zu einem Gesamtbild geschustert worden, dass auch Songfolgen wie „Far“ und „The Shattered Symphony“ Sinn ergeben. Ersterer kommt alles in allem äußerst Pop-lastig daher und frisst sich fest in den Hörgängen fest. Zweiterer zeigt das andere Gesicht von COHEED AND CAMBRIA und vor allem von Frontmann Sanchez, der hierbei seine wilde Seite ans Tageslicht kommen lässt – eine ungemütliche und aufgerüttelte Atmosphäre, die auch durch die disharmonische Gitarrenarbeit erzeugt wird, inklusive.
Die erste Hälfte von „Year Of The Black Rainbow“ bietet also einen Übersong nach dem anderen – ein Niveau, dass die zweite Hälfte leider nicht vollständig halten kann. Vor allem „World Of Lines“ ist an sich kein schlechter Song, fällt mit seinem Mittelmaß allerdings schon aus dem hochwertigen Gesamtbild der restlichen Nummern. Durch das größtenteils akustische und gesanglich meisterliche „Pearl Of The Stars“ wird der minimal negative Eindruck aber sofort wieder wett gemacht. „When Skeletons Live“ offenbart daraufhin Sanchez gesanglich grenzenlos scheinende Palette, wohingegen das Schlusslicht „The Black Rainbow“ zum ersten Mal einen eher futuristischen Eindruck hinterlässt.

„Year Of The Black Rainbow“ ist letztendlich ein absolut würdiger und grenzgenialer Abschluss für eine Saga, die vollkommen zurecht einen einzigartigen Ausnahmestatus in der Szene genießt. Gleichzeitig ist die Scheibe komplexer und progressiver als all seine Vorgänger und bis auf „World Of Lines“ ein durch und durch großartiges musikalisches Erlebnis. Wer dem Silberling einige Durchläufe gibt, um auch durch die komplizierteren Songstrukturen zum Kern der Sache durchzudringen, wird von Grund auf begeistert. COHEED AND CAMBRIA haben sich wieder einmal selbst übertroffen und die „The Amory Wars“-Saga mit einem kleinen Meisterwerk abgeschlossen. Genial.

Wertung: 9.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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