Wer auf deutschen Ska steht, der kommt an BLUEKILLA eigentlich nicht vorbei – kann man bei der Münchner Formation doch ohne Übertreibung von einem Urgestein der europäischen Ska-Szene sprechen: Seit mittlerweile sage und schreibe 25 Jahren versorgen die neun Mann um Fronter Dr. Deadlock die Szene mit Musik… eine Zeitspanne, die wohl so mancher Hörer noch nichtmal auf seiner Lebensuhr verzeichnen kann. Und weil ein Vierteljahrhundert BLUEKILLA nicht ungefeiert bleiben darf, steht nun ein neues Album in den Läden – unter dem wohl nicht all zu ernst gemeinten Titel „Never Was A Ska Band“.
Schließlich steht der Name BLUEKILLA wie heute kaum noch ein anderer für klassischen Ska: Wo andere sich über die Jahre mit Einflüssen aus Pop, Punk, Skatepunk oder anderen Genres einem modernen Sound hingegeben haben, haben sich BLUEKILLA auch 2011 noch dem Old School Offbeat verschrieben, der bisweilen dem Raggae näher ist als dem Rock.
Durch dieses recht charakteristische Traditionsbewusstsein und die daraus resultierende Individualität hört man den Stücken zweifelsfrei an, welcher Band man sie zu verdanken hat – und das ist auch gut so, braucht man sich nach 25 Jahren Bandbestehen doch wahrlich nicht mehr auf Stilsuche zu begeben. Das soll jedoch keinesfalls heißen, „Never Was A Ska Band“ wäre ideenlos oder nicht abwechslungsreich genug… ganz im Gegenteil: So findet sich auf „Never Was A Skaband“ eine bunte Mischung aus langsameren („Another Tomorrow“), schnelleren („Shot By Both Sides“), raggae- („Prince Flo, King Django & The Deadlock Doctor“) und rockbeeinflussten („This Town“) Nummern, ein Instrumental („Cann River Cafe“) sowie mit „Only Ska“ eine Homage an den guten alten Blue Beat, das als Selbsteinschätzung wohl eher taugt als der Albumtitel: „We only can play the Ska“.
Wer von Ska erwartet, dass er dazu radikal abgehen kann, dem mögen BLUEKILLA wohl auch 2011 noch zu träge und layedback klingen… ich denke aber, dass eine Band mit einem Vierteljahrhundert auf dem Buckel über derartiges Anspruchsdenken der Hörer erhaben ist – schließlich gibt es genug andere Bands, die dieses Bedürfnis stillen. BLUEKILLA hingegen geben sich auf „Never Was A Ska Band“ so cool und abgeklärt wie nie… und tun – wie man der CD an jedem Stück an – wirklich genau und nur das, worauf sie selbst Lust haben. Und recht haben sie damit: Denn krampfhaft um Aufmerksamkeit buhlen müssen vielleicht andere… BLUEKILLA ganz sicher nicht mehr.
Wertung: 8 / 10