Manchmal sind es ja genau die kleinen Bands aus den entlegenen Ländern, deren Werke überraschen und zu begeistern wissen. Aber eben nur manchmal.
Der Regelfall hingegen lässt sich schön an dem Beispiel der Weißrussen DISGOD erleutern: Hinter dem Charme der Undergroundproduktion und einem mehr als kitschig-trashigen Cover-Artwork, wie man es bei sonst eher bei italienischen Straßenkünstlern zu sehen bekommt, verbirgt sich hier nämlich eine Ansammlung von Death/Thrash Metal-Songs, wie man sie aus unseren Breitengraden nurnoch selten zu hören bekommt – innovativ wie ein Gummistiefel, aber durchaus patent gemacht und nicht ohne seine Reize:Gesanglich bisweilen an die Schweden Bewitched erinnernd, werden hier durchschnittliche Riffs durch treibendes Drumming aufgepeppt und bisweilen um ein ordentlich gemachtes, jedoch nicht sonderlich gefühlvolles oder individuelles Solo ergänzt. Viel Anlass für Kritik bietet hier nichts, als sonderlich spannend oder einzigartig ist hier jedoch ebensowenig herauszuheben: Technisch durchaus solide gemacht, sucht man bei DISGODs Debütalbum alles in allem recht erfolglos nach Alleinstellungsmerkmalen, die die Truppe aus der breiten Masse herausheben würden. Lediglich der Gesang von Bandkopf SP – stilistisch irgendwo zwischen Bewitcheds Marcus E. Norman und gemäßigten van Drunen-Vocals anzusiedeln – kann durch seine hörbare Leidenschaft diesbezüglich noch etwas herausreißen.
Da man zu diesem Schluss mitunter aufgrund der Songlängen von oft nur knapp anderthalb Minuten reichlich schnell gelangt, ist es ehrlichgesagt auch nicht weiter tragisch, dass „Sanguine Scales“ es alles in allem auf keine halbe Stunde bringt – man könnte, ohne jegliche Boshaftigkeit feststellen, dass DISGOD mit der Entscheidung, das Album so kurz ausfallen zu lassen, das einzig richtige gemacht haben: Denn weiß das Material so zwar nicht vom Hocker zu hauen, kann es auf diese knapp bemessene Spielzeit doch zumindest noch durch den einen oder anderen Moment punkten.
Um ehrlich zu sein: Auch wenn „Sanguine Scales“ grundsolide daherkommt und das Album auch durchaus seine Momente hat, schätze ich die Chancen DISGODs auf dem europäischen Markt nicht sonderlich gut ein. Das mag zum einen daran liegen, dass sie bei einem russischen Undergroundlabel unter Vertrag stehen, vor allem aber wohl an der Tatsache, dass man Musik wie die von DISGOD in einer Probenraum-Anlage an so zimlich jeder zweiten Ecke zu hören bekommt. Wer auf Oldschool Death-Thrash steht, kann aber dennoch bei Gelegenheit ein Ohr riskieren… abfallen wird es davon nicht.
Wertung: 6 / 10