Das Musik aus Island per se nicht ganz normal sein kann, weiß man längst, seit es Björk und Sigur Rós gibt, und spätestens seit Sólstafir ist diese Erkenntnis auch in metallischen Kreisen angekommen. Auch wenn FORTÍÐ mit den eben genannten Kapellen nicht viel am Hut hat, so beweist der seit 2008 in Norwegen ansässige Isländer Eldur mit dem dritten Teil seiner „Völuspá“-Trilogie, dass auch dieses Projekt nicht (mehr) als gewöhnlich zu bezeichnen ist.
Seit 2002 existiert das Soloprojekt Eldurs, welches sich zum Ziel erklärt hat, das wohl bekannteste und einflussreichste Eddalied, „Die Weissagung der Seherin“, in Töne zu kleiden. Obgleich das Gedicht keine 70 Strophen umfasst, entnimmt FORTÍÐ diesem erneut seine kompletten Texte, die dieses Mal – das Cover deutet es an – vom Weltenende, den guten alten Ragnarök, handeln.
Während die beiden Vorgängeralben noch Pagan Black Metal als relativ gewohnte Hausmannskost boten, ist Teil III der Trilogie weitaus gewaltiger angelegt. Schon das instrumentale, fast sechs Minuten lange „Intro“ schichtet gewaltige Gitarrenwände auf, dass die mächtigen „Alten Säle“ (kleine Übersetzungen schaden nicht) förmlich aus den Boxen aufgebaut werden. Die nächsten drei Songs stehen dem in nichts nach: Während das „Heer aus dem Osten“ und „Der Fall der Zeitalter“ vor allem auf unglaublich gewittrigen, brachialen und rasanten Tönen aufbaut – nicht jedoch ohne dramatisch geschickte Pausen – zeigt Nummer vier tatsächlich das „zurückgewonnene Gleichgewicht“, in dem es Eldur deutlich langsamer angeht. Die Verwendung des (Alt-)Isländischen erweist sich inbesondere hier als unverzichtbar, denn die Sprache besticht durch ihren unglaublich altertümlichen Klang.
Die „neue Dämmerung“ und „Überwältigt“ fallen qualitativ hingegen etwas ab. Einerseits macht Eldurs Klarstimme bei „Ný Dögun“ nicht unbedingt die beste Figur, zweitens fehlt es „Heltekinn“ trotz seiner musikalischen Intensität an Spannung. Mit der abschließenden „Zukunft“ zieht Eldur allerdings wieder alle Register seines Könnens und zaubert ein über zehn Minuten dauerndes, monumentales Stück dunkel-verträumten und gleichzeitig ausgesprochen schwergewichtigen Viking Metal. Manch einer mag sich bei dieser Nummer zurecht an die Landsleute von Sólstafir erinnert fühlen, und das ist durchaus ein Qualitätsmerkmal – auch wenn die Parallele sonst, wie gesagt, nicht besonders stark ausgeprägt ist.
FORTÍÐ waren bisher, so weit ich das überschauen kann, kein besonders hell leuchtender Stern am stählernen Himmel. Das soll sich mit „Völuspá Part III: Fall Of The Ages“ ändern, denn im Gegensatz zu den Vorgängern bekommt Eldurs Klang hier endlich den technischen Hintergrund, den er verdient. Die Platte ist außerordentlich gelungen produziert, so dass die Völuspá-Trilogie sehr würdevoll abgeschlossen wird. Dass der gute Einar jüngst Musiker für Liveauftritte um sich scharte, lässt hoffen, dass mit dem Ende dieses Konzeptes bereits das nächste Vorhaben anläuft. Zwar kann man die Schwachstellen im dritten Viertel des Albums nicht übersehen und auch würde man sich für diese Art von Musik mehr als rund 45 Minuten Spielzeit wünschen; unterm Strich bleibt „Fall Of The Ages“ dennoch eines der stärksten Metalalben, die sich bis dato der Eddadichtung angenommen haben.
Wertung: 8 / 10