Es gibt Alben, über die zu schreiben einem leicht von der Hand geht, und solche, bei denen es einem zähen Kampf gleichkommt – mit der Qualität des Albums hat dies jedoch nicht immer zu tun: So hätte ich beispielsweise mit dem Reviewen eines Red Harvest-Albums wohl größere Probleme – nicht, weil das Material schlecht ist, sondern weil die Songs so schwer zu Packen sind: Nicht eingängig, nicht individuell, eine große, düstere Masse, eine erbarmungslose Geräuschkulisse.
Selbiges trifft auf die auch im Übrigen recht gut mit Red Harvest vergleichbaren DANISHMENDT aus Frankreich zu – eine Industrial Black Metal-Band, die ihr Heil ebenfalls in einer vollkommen kaputten Gesamtatosphäre noisiger Klänge und doomender Riffs sucht – und das, wie man sagen muss, über weite Strecken durchaus mit Erfolg: So ist die Stimmung, die „Un Passé Aride“ generiert, wahrlich düster und verschroben, wenn auch (und auch in diesem Punkt sehe ich durchaus eine Parallele zu Red Harvest) der Spannungsberg des Albums am ehesten zum Langlauf-Skifahren geeignet ist. Denn so ehrlich muss man sein: Es passiert nicht viel in dieser guten Stunde – zumindest nicht bezüglich Variation. Lediglich der gezogene, schleppende Gesang, der gerade in den doomigeren Passagen an die Bonner Doom Deather Valborg erinnert, sorgt für den ein oder anderen Spannungsanstieg, wobei sich das Ohr auch an diesen recht rasch gewöhnt hat und er somit nicht weiter als Spannungselement taugt.
Das mag, liest man diese Worte unvoreingenommen, zur berechtigten Frage führen, worin denn nun die Vorzüge dieses Albums liegen, warum hier so lange um den heißen Brei herumgeredet wird, und warum der Redakteur nicht einfach sagt, dass „Un Passé Aride“ schlicht und ergreifend langweilig ist.
Die Antwort kann wieder nur ausweichen: Weil das den Nagel ebensowenig auf den Kopf treffen würde. Unzählige Hördurchgänge erleichterten mir das Urteil über dieses Album nur unwesentlich – und wenn ich am Ende zu einem Schluss gekommen bin, dann, dass „Un Passé Aride“ zwar objektiv gesehen nicht spannend, subjektiv gesehen jedoch auch nicht langweilig ist.
Konfus? Mag sein. Wenn, dann wäre dafür wohl DANISHMENDT verantwortlich zu machen – denn „Un Passé Aride“ macht es dem Hörer wahrlich nicht einfach; aber das wissen DANISHMENDT wohl selbst am besten. Einsamkeit, Verlassenheit, Depression, Furcht, Langeweile… – Langeweile? Ja. Auch Langeweile – vereinen sich hier zu einer so abstoßenden wie faszinierenden Melange, die ganz gewiss nicht bei jedem auf Verständnis oder gar Begeisterung stößt, jedoch, wenn man sich wirklich auf sie einlässt, wahre Tiefe beweist.
Wer sich diesem Experiment auch live ausliefern möchte, hat dazu im April die Chance, wenn DANISHMENDT mit Valborg ihre erste Deutschland-Tour bestreiten… ansonsten kann jedem Interessierten nur empfohlen werden, sich auf Myspace, wo das komplette Album gestreamt ist, selbst ein Bild vom Schaffen der Franzosen zu machen.
Wertung: 7.5 / 10