Vier Alben in neun Jahren sind kein schlechter Schnitt, wenn man die bloße Quantität als Massstab setzt. Solch ein Pensum haben nun HELLEBAARD geschafft, und konsequenterweise heißt das neueste Werk wie die Zahl: „Fier“. Aha, wir haben es mit einer Gruppe aus unserem liebsten westlichen Nachbarland, den Niederlanden zu tun – zugegebenermaßen steht dort der Titel für „stolz“.
Ihre Herkunft demonstrieren die beiden Herren, die sich dem leicht Pagan-angehauchten Black Metal verschrieben haben, recht deutlich: Alle Texte HELLEBAARDs sind in der Muttersprache gehalten. Damit wäre schon ein ganz wichtige Eigenschaft der Musik verdeutlicht, denn der (mäßige) Krächz-und Keifgesang ist sehr vordergründig und „verständlich“, weswegen man ein absoluter Liebhaber der niederländischen Sprache sein muss, um diese Musik zu mögen. Manchem Ohr wird der gesamte Gesang daher ausgesprochen komisch vorkommen, und tatsächlich fällt es sehr schwer, die ganze Klangkunst der Holländer erst zu nehmen.
Abseits der gutturalen Erzeugnisse präsentiert sich „Fier“ bedeutend weniger besonders. Insbesondere ein schlapper Drumcomputer dämpft das Hörerlebnis, die 08/15-Riffs, glatt produziert und ein schon hundertfach gehörtes billiges Synthie-Orchester sind nicht das, was man Ende der 2000er Jahre von einer Black Metal-Band erwarten sollte, die wirklich Eindruck hinterlassen will. Bösartig oder atmosphärisch klingt ist jedenfalls kaum ein einziger Takt auf „Fier“.
Seine Freude kann man mit dem jüngsten Langeisen der Kaasköppe dennoch haben. Sofern man in der Lage ist, das Album einfach als unterhaltsame Spaß-Platte zu begreifen, dann wirkt sie. Alle angesprochenen Aspekte von HELLEBARD können zwar nun wirklich nicht begeistern, aber zumindest über manche Strecke erheitern – manchmal ist Musik eben so schlecht, dass sie schon fast wieder gut ist. Gut vorstellbar, dass Nummer wie die ersten beiden mit ihren vielfach wiederholten, glasklar verständlichen Refrains durchaus Stoff für erbauliche Live-Auftritte bieten. Ob diese bei der festen Zweierbesetzung überhaupt statt finden würden, steht auf einem anderen Blatt.
Abschließend ist zu sagen, dass „Fier“ als ernst gemeinte Pagan/Black Metal-Scheibe ein glatter Durchfall ist. Ich rate jedem davon ab, sich dieses Werk mit diesem Anspruch zuzulegen. Wer sich allerdings an wahrhaft billig gemachtem Schwarzmetall mit einem sprachlichen Partyhütchen darauf erfreuen kann, dem sei eine uneingeschränkte Empfehlung für HELLEBAARD ausgesprochen.
Wertung: 3.5 / 10