Coroner Records, das italienische Metal Label, ist ja nicht gerade für hochkarätige Veröffentlichungen verschrien. Noch vor nicht allzu langer Zeit musste ich mich mit dem mehr als entbehrlichen Werk von Tardive Dyskinesia aus diesem Hause befassen. Jetzt kommen also RISE TO FALL aus Spanien, dessen Bezeichnung als „Modern Melodeath“ durch die Promo-Firma mich Böses schwanen ließ.
Ich kann allerdings gleich Entwarnung geben, denn RISE TO FALL verstehen durchaus ihr Handwerk: Hier treffen Sonic Syndicate’sche Synthesizer-Melodien und -Breakdowns sowie Halftime-Beats auf Soilwork-sche Gesangseinlagen und In Flames-artige Refrains.Dabei bleibt natürlich die Individualität ein wenig auf der Strecke: Zwar ist es nicht so, dass man bedenkenlos sagen könnte „RISE TO FALL kupfern nur ab“,doch sind die Ähnlichkeiten zu manchen Songs der besagten Bands nicht zu übersehen. Jetzt aber genug der Meckerei, denn RISE TO FALL haben auch Stärken: Vor Allem Gitarrist Javier Martin weiß mit seinem klaren Gesang immer wieder zu überzeugen, auch wenn die Lieder dadurch teilweise einen sehr poppigen Einschlag erhalten – was wohl auch beabsichtigt ist, denn wie das heutzutage so läuft, wird in den Refrains das Tempo gehörig gedrosselt.
Die immer wieder eingestreuten Soli lockern außerdem die gewohnt vorraussehbaren Liedstrukturen ein wenig auf. Und kleine Höhepunkte lassen sich hier ebenso finden: Zu Beginn von „Rise Of Drama“ kommt dank des stimmungsvollen Pianos klassische Dark Tranquillity-Atmosphäre auf – dabei ist es egal, dass sie dieses Niveau nicht über 3 Minuten halten können und mich der Gesang im weiteren Verlauf des Songs stark an ein altes Lied von Evanescence erinnert.
Die starken Grooves in „Forbidden Lullaby“ und „Prophet Of Doom“(dessen Refrain Fans der Queens Of The Stone Age bekannt vorkommen könnte) laden zum Headbangen ein. In „When The Instinct…“ und dem daran anschließenden „Kills The Reason“ schaffen sie es auch, einen Song auf gelungene Art und Weise ruhig einzuleiten, bevor dann in „Kills The Reason“ ein typisches Single-Note-Riff einsetzt. Gut gefällt mir auch, dass RISE TO FALL ihre Affinität zu Breakdowns nicht zu exzessiv ausleben, sondern diese sich passend in die Songs einfügen. Die Synthie-Sounds kommen weiterhin nicht so sülzig und überproduziert daher, wie das beispielsweise in neueren In Flames- und Sonic Syndicate-Werken der Fall ist.
Melodic Death-Fans, die nicht allzu viel Wert auf kompromisslose Härte legen, sollten also auf jeden Fall mal reinhören und sollten es RISE TO FALL zu einem größeren Label als Coroner Records schaffen, ist es auch vorstellbar, dass sie mal ganz annehmbare Verkaufszahlen erzielen werden. Wer allerdings in Soilwork, der Band, denen RISE TO FALL musikalisch am nächsten stehen, oder Sonic Syndicate schon seinen besten Freund gefunden hat, der muss „Restore The Balance“ nicht unbedingt haben, denn viel Neues bietet diese Kombi dann auch nicht. Da müsste für Album 2 dann auf jeden Fall eine Steigerung her.
Wertung: 6 / 10